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Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

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Entrepreneurship<br />

zur Führerschaft, womit er drei Kernfähigkeiten verbindet (Schumpeter 1997: 124<br />

ff.):<br />

− Da außerhalb der gewohnten Bahnen (des wirtschaftlichen Gleichgewichtes)<br />

meistens genaue Daten für Entschlüsse und Regeln für das Handeln fehlen,<br />

muss die Fähigkeit zum Umgehen mit Unsicherheiten vorhanden sein.<br />

− Da es für den Unternehmer nötig ist, „inmitten der Arbeit und Sorge des<br />

Alltags“ Raum und Zeit für Konzeption und Ausarbeitung der neuen<br />

Kombination zu finden, ist ein großer Überschuss von Kraft erforderlich, den<br />

Schumpeter für etwas „Eigenartiges“ hält und der der „Natur nach selten“ ist.<br />

− Der dritte Punkt besteht in der Fähigkeit des Umgangs mit Gegendruck. Neben<br />

rechtlichen und politischen Hindernissen geht Schumpeter auch davon aus,<br />

dass „jedes abweichende Verhalten eines Gliedes der sozialen Gemeinschaft<br />

mißbilligt“ wird. Auch das Überwinden dieser Widersprüche erfordert ein<br />

Verhalten besonderer Art.<br />

Für die Unternehmensgründung sieht Schumpeter drei dominierende Motive. „Da<br />

ist zunächst der Traum und der Wille, ein privates Reich zu gründen, meist,<br />

wenngleich nicht notwendig, auch eine Dynastie“ (Schumpeter 1997: 138). Hier<br />

sieht er eine besondere Faszination für solche Leute, die keinen anderen Weg zu<br />

sozialer Geltung haben 83 . Schlagworte zur Beschreibung dieses Motivs könnten<br />

„Freiheit“, „Sockel der Persönlichkeit“, „Einflusssphäre“ <strong>oder</strong> „Snobismus“ sein.<br />

Die Motivgruppe sieht Schumpeter am nächsten an der Konsumbefriedigung<br />

stehen. „Aber sie fällt nicht mit ihr zusammen: Die Bedürfnisse, die hier befriedigt<br />

werden, sind nicht die des ´Wirtes schlechtweg´, nicht die, welche die Ratio des<br />

Wirtschaftens bilden, und nicht die, auf welche allein deren Gesetze passen“<br />

(Schumpeter 1997: 138). Als zweites Motiv sieht er, wie andere vor und nach ihm,<br />

den Siegerwillen, das Erfolghabenwollen, das wirtschaftliche Leben als Sport: also<br />

das Leistungsmotiv. Auch diese Motivation sieht er als der wirtschaftlichen Ratio<br />

und ihrem Gesetz fremd. Die dritte Motivfamilie schließlich ist die Freude am<br />

Gestalten. Um des Änderns und Wagens und gerade der Schwierigkeiten wegen<br />

sieht Schumpeter den Unternehmer die Volkswirtschaft gestalten. Freude am Werk<br />

und an der Neuschöpfung beruhen dabei auf einem Kraftüberschuss, der den<br />

83<br />

An dieser wie auch an der bereits oben erwähnten Argumentation zu den Gründern (Schumpeter<br />

1997: 115) wird erkennbar, dass bei Schumpeter eine gewisse Tendenz herrscht, den Gründer, besonders<br />

wenn er aus einer niederen Gesellschaftsschicht kommt, als Emporkömmling letztlich zu<br />

disqualifizieren.<br />

84

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