Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
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Entrepreneurship<br />
Markt lässt keine Ansatzpunkte für die Entfaltung von Entrepreneuren zu 72 . Die<br />
Unmöglichkeit der Integration des Entrepreneurs und seiner Funktion in das<br />
neoklassische Modell ist eine Erscheinungsform seines Grunddilemmas: Während<br />
die Einführung mathematischer Methoden in die Ökonomie die Präzision fördern<br />
und Vorhersagen möglich machen sollte, wird die wesentliche Kraft der<br />
Veränderung von Märkten, der Entrepreneur, aus der Analyse herausdefiniert<br />
(Hébert und Link 1988: 158). Es bleibt die Frage, welchen Wert Vorhersagen haben<br />
sollen und haben können, die gerade auf der Nichtbetrachtung von Veränderungen<br />
aufgebaut werden?<br />
Die wissenschaftliche Behandlung des Entrepreneurs durch Vertreter der<br />
Neoklassik zeigt drei Hauptrichtungen:<br />
1. Eine Reihe von Beiträgen befasst sich mit der Frage der Notwendigkeit der<br />
Integration des Entrepreneurs in der neoklassische Theorie. Eine solche<br />
Notwendigkeit wird beispielhaft von William Baumol und Harold Demsetz<br />
weder für machbar noch für erforderlich gehalten.<br />
2. Andere Beiträge befassen sich mit der Definition der Rolle des Entrepreneurs<br />
innerhalb der Neoklassischen Theorie. Beispielhaft wird im Folgenden auf<br />
Positionen von Carl Menger, Leon Walras, Alfred Marshall, John Bates Clark<br />
und Frank Hynemann Knight eingegangen.<br />
3. Anders wiederum argumentieren Ökonomen, die den Entrepreneur in der<br />
neoklassischen Theorie vermissen und eine Weiterführung der Theorie für<br />
erforderlich und möglich halten. Als Vertreter dieser Richtung werden im<br />
folgenden Abschnitt 3.1.5 Beiträge zur Erweiterung der neoklassischen Theorie<br />
− Nichtexistenz räumlicher und zeitlicher Differenzierungen zwischen bestimmten Anbietern. Es<br />
wird angenommen, dass sich alle Anbieter und Nachfrager am selben Ort befinden und hinsichtlich<br />
der Lieferfähigkeit <strong>oder</strong> Lieferfristen keine Unterschiede zwischen den Anbietern bestehen.<br />
− Vollständige Preistransparenz, d. h., alle Nachfrager kennen alle zustande gekommenen Preise.<br />
− Der Markt wird durch eine unendliche Anzahl kleiner Anbieter und Nachfrager gebildet. Es gibt<br />
keine Monopole und die einzelnen Anbieter und Nachfrager sind machtlos.<br />
− Alle Anpassungsvorgänge vollziehen sich mit unendlich hoher Geschwindigkeit. Änderungen im<br />
Zeitablauf brauchen nicht berücksichtigt zu werden.<br />
72<br />
Aus denen von Schumpeter (vgl. Abschnitt 3.1.5.1) aufgelisteten, vorstellbaren „neuen<br />
Kombinationen“ ist nur noch die Einführung einer neuen Produktionsmethode mit diesen Annahmen<br />
begrenzt kompatibel, alle anderen werden aus dem realen Markt hinausdefiniert. Und auch für neue<br />
Produktionsmethoden gilt letztlich der ideale Markt, sie müssten von allen Produzenten gleichzeitig<br />
unendlich schnell eingeführt werden.<br />
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