07.01.2013 Aufrufe

Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Grüne GründerInnen<br />

Gesellschaft, sondern auch in einem Individualnutzen für die KonsumentInnen<br />

niederschlagen, denn Produkte aus der ökologischen Landwirtschaft sind in der<br />

Regel gesünder und schmecken häufig besser als konventionelle Lebensmittel<br />

(Hansen und Schrader 2001: 31). Große Unterstützung erfährt das Marktsegment<br />

auch aus vielfältigen Projekten im Rahmen der lokalen Agenden 21 sowie aus<br />

Projekten zum ökologischen Konsum 176 . Das Marktwachstum ist seit Jahren hoch,<br />

allerdings bei immer noch niedrigem Marktvolumen. Neben den Kollektiven und<br />

Nischenanbietern, die das Segment bis in die 90er-Jahre hinein geprägt haben, sind<br />

erste Großunternehmen (z. B. Frosta, Nestlé, Edeka, REWE und Tegut) bereits<br />

eingestiegen und vermarkten ökologische Lebensmittel außerhalb der Öko-Nische.<br />

Damit werden neue Zielgruppen relevant, die eine höhere Preissensibilität haben,<br />

den Individualnutzen stärker gewichten, denen andere Qualitätseigenschaften<br />

wichtig sind und die daher weniger empfänglich für stark ökologisch positionierte<br />

Produkte sind, die Convenience wünschen und die Zugangsbarrieren zu klassischen<br />

Vertriebskanälen (Ökoladen) empfinden (Wüstenhagen et al. 2001: 181 f.). Der<br />

Ausbruch aus der Nische lässt aber den klassischen Bio-Vertriebskanälen<br />

(Ökoladen und Reformhaus) und ihren Lieferanten immer noch Raum. Ihr Umsatz<br />

bleibt „bislang stabil, was darauf hindeutet, dass einigen Pionieren eine<br />

erfolgreiche Re-Positionierung mit noch höherer ökologischer Qualität <strong>oder</strong><br />

professionelleren Angeboten gelingt“ (Wüstenhagen et al. 2001: 185).<br />

Zurzeit scheint also ein doppelter Diffusionsprozess stattzufinden: Neben den<br />

Nischenanbietern treten angebotsseitig die ersten Großunternehmen sowohl im<br />

Handel wie in der Herstellung auf den Plan; nachfrageseitig bedienen diese<br />

allerdings zu einem erheblichen Teil eine neue, zusätzliche Kundschaft, was im<br />

Effekt zu einem erheblichen Marktwachstumspotenzial führt 177 . Dass dies nicht<br />

noch schneller erschlossen wurde, führten Gerhard Bodenstein und Achim Spiller<br />

(2001: 203) noch im Jahr 2000 auf eine dauerhaft verfolgte Abschöpfungsstrategie<br />

in der Preisfindung zurück. Zwar findet Spiller (2002: 296) im<br />

Lebensmitteleinzelhandel mit über 800 m 2 Verkaufsfläche deutlich niedrigere<br />

176<br />

So bearbeitet z. B. das Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt im Rahmen des<br />

Bundesprogramms ökologischer Landbau z. Zt. das Projekt „Neue Zielgruppen für Bio-Produkte – Die<br />

Marktchancen von Bio-Produkten verbessern“, ein Projektverbund unter Leitung des Öko-Instituts das<br />

Projekt „Ernährungswende - Strategien für sozial-ökologische Transformationen im gesellschaftlichen<br />

Handlungsfeld Umwelt-Ernährung-Gesundheit“.<br />

177<br />

Der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel vermarktete 2002 etwa 35 % der ökologischen<br />

Lebensmittel (CMA 2003). Einen vergleichbaren Wert von 30 % berichtet Christy Porter Humpert<br />

(2000) auch aus den USA.<br />

164

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!