Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
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Empirische Analysen zu Grünen GründerInnen<br />
KonsumentIn, denn die gezüchteten Sorten können letztlich nur dann in die<br />
Produktion einfließen, wenn sich von der Art des Anbaus über die Rezeptur für das<br />
hergestellte Lebensmittel bis zu den Wünschen und Gewohnheiten der<br />
KonsumentInnen die gesamte Produktlinie erneuert. Auf der Homepage der<br />
Getreidezüchtungsforschung Darzau 236 finden sich daher auch Links zu<br />
potenziellen Endkunden. So förderten neben der Europäischen Union und dem<br />
Naturschutzbund Deutschland auch die Herzberger Bäckerei, ein Unternehmen des<br />
anthroposophischen Lebensmitteleinzelhändlers tegut aus Fulda, die Bäckerei<br />
Märkisches Landbrot aus Berlin, die Bäckerei Bohlsener Mühle sowie der<br />
Erzeuger-Zusammenschluss Ökokorn Nord die Anbauversuche und Recherchen<br />
zum Einkorn. Die aus Müllers Ansatz folgende Komplexität des Vorhabens führt<br />
dazu, dass der Markt für die Sorten nur langsam wächst.<br />
Als Züchter vermarktet Müller aber Saatgut nicht direkt. Es bedarf zweier<br />
Vermehrungsstufen, um verkaufsfähiges Saatgut zu erzeugen. Die erste ist die<br />
Vorstufenvermehrung, die durch ein von Müller im Jahr 2000 gegründetes<br />
Unternehmen, die Cultivari Treuhand 237 , koordiniert wird. Im Auftrag der Cultivari<br />
Treuhand erzeugen Landwirte Basissaatgut. Die Cultivari Treuhand kümmert sich<br />
auch um die Vergabe von Lizenzen an Landwirte, die aus dem Basissaatgut das Z-<br />
Saatgut, welches dann in die landwirtschaftliche Produktion verkauft wird,<br />
erzeugen wollen. Aber z. Zt. steht noch mehr die Forschung als der Saatgutvertrieb<br />
im Vordergrund: „...also angesichts der zeitlichen Dimensionen, die damit<br />
verbunden sind, kann ich das gar nicht in der Form vorrangig betreiben. …. .Also<br />
erstens braucht man Sorten, die dann auch von den Landwirten gewollt werden und<br />
das Interesse und auch die Einsicht in das, was sinnvoll ist sowohl aus<br />
ökologischen als auch aus Ernährungsgesichtspunkten, das wandelt sich sehr<br />
langsam, so dass ich also im Moment nur einen großen Markt erreichen könnte,<br />
wenn ich genau das machen würde, was die anderen konventionellen Betriebe auch<br />
machen, nämlich halt auf hohen Ertrag züchten. Und mir geht es aber gerade<br />
darum, eben die anderen Kriterien überhaupt zu bearbeiten, und das kann ich nur<br />
im gemeinnützigen Bereich heutzutage. Deswegen forciere ich das nicht, also ich<br />
werde nicht jetzt da mehr Aktivitäten reinlegen, die Cultivari auszubauen, sondern<br />
das wird sich so entwickeln, wie das vom Markt möglich ist.“<br />
Der Vorlauf der Zuchtarbeit, die Erforschung von geeigneten Zuchtkriterien für<br />
Getreide aus ökologischem Anbau, hat viele Jahre in Anspruch genommen. Die<br />
236 www.darzau.de vom 14.1.2004<br />
237<br />
Der Umsatz dieses Unternehmens ist aber z. Zt. noch sehr klein. In Zukunft soll es als<br />
Zweckbetrieb der Gesellschaft für goetheanische Forschung e.V. betrieben werden.<br />
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