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Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

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Grüne GründerInnen<br />

die Tat umzusetzen. So kam es, daß das wirklich existentielle Problem von EMMA<br />

in diesen ersten vier Jahren weder das Geld noch die Angriffe von außen waren,<br />

sondern die Tatsache, daß dieses extrem arbeitsintensive Projekt von viel zu<br />

wenigen getragen wurde“ (Schwarzer 1981). Schwarzer, der zeitweise ein<br />

autoritärer Führungsstil nachgesagt wurde (Mika 1998), hat das Unternehmen bis in<br />

die Gegenwart erfolgreich geführt.<br />

Einen interessanten Aspekt zur Rolle von Frauen in Gründungen der<br />

Alternativbewegung erwähnt Rosemarie Rübsamen (1994) in ihrem Rückblick auf<br />

Frauen im Bereich der alternativen Energien. Sie berichtet von intensiver<br />

Beteiligung von Frauen in der Phase der Kritik an der Atomkraft, die z. B. durch<br />

Frauenaktionen in Gorleben 1980 ihren Ausdruck fand. Das Wiederaufleben der<br />

AKW-Bewegung nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sei sogar<br />

mehrheitlich von Frauen getragen worden. Allerdings waren es die Frauen, die<br />

schon Ende der 80er-Jahre, in dieser „zaghaft beginnenden, zwischen Politik und<br />

konkreten Unternehmungen angesiedelten Bewegung“ (Rübsamen 1994: 270)<br />

fehlten. Spätestens mit dem Stromeinspeisegesetz von 1990 ergaben sich dann<br />

große Chancen für wirtschaftlich orientierte Projekte, die „bisher eher inoffiziell<br />

besetzten, spezialisierten Tätigkeitsgebiete [wurden] zu offiziellen Posten<br />

umgewandelt. …..Konkret heißt das: aus einem gemeinnützigen Verein wird ein<br />

Ingenieurbüro, eine kommerzielle Betriebsgesellschaft für Energieanlagen, ein<br />

kommerzieller Veranstaltungsträger, etwa eine Messegesellschaft <strong>oder</strong> ähnliches<br />

gegründet. Dies ist der Moment, in dem die Frauen endgültig verlieren“<br />

(Rübsamen 1994: 282). Rübsamen führt dies auf patriarchale Ausgrenzung der<br />

Frauen aus den von spezialisierten Männern dominierten, technischen<br />

Unternehmungen zurück.<br />

Aus der US-amerikanischen Frauenbewegung übernahmen Frauen in<br />

Deutschland fast zeitgleich mit diesem Vorgang die Idee einer ökonomischen<br />

Autonomie, die u. a. durch den Ankauf von Immobilien und die Gründung von<br />

feministischen Unternehmen verwirklicht werden sollte. Die Idee zu einem<br />

Gründerinnenzentrum in Berlin nahm 1987 Gestalt an. Beteiligt waren zum einen<br />

Frauen aus der Frauenprojektbewegung, zum anderen Frauen aus der Wissenschaft<br />

und besonders aus der Ökonomie. „Die Projektgründerinnen waren alle<br />

Akademikerinnen, im Grunde genommen die klassische Frauenbewegung, der<br />

Typus der bewegten Frau“ (Gregorschewski 1997: 81). Im Jahre 2003 sind in der<br />

Weiberwirtschaft ca. 60 Unternehmen, Vereine und Verbände<br />

(www.weiberwirtschaft.de) aus Handel, Produktion, Dienstleistung und<br />

Gastronomie aktiv. Gründerinnenzentren sind seither auch in anderen Städten<br />

eröffnet worden, z. B. allein vier rund um Hannover. Darüber hinaus sind in den<br />

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