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Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

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Grüne GründerInnen<br />

Auch Siebenhüner setzt dem homo oeconomicus 183 ein Menschenbild der<br />

Nachhaltigkeit entgegen, von welchem er als homo sustinens spricht. In seiner<br />

ausgesprochen detaillierten Ausarbeitung stellt Siebenhüner ein siebenstufiges<br />

Entwicklungsmodell vor, in dem er den homo sustinens im Erwachsenenalter eine<br />

Reihe von Fähigkeiten entwickeln sieht, die er als für die Umsetzung der<br />

Nachhaltigkeit relevant ansieht. „Dazu zählen eine ausgeprägte<br />

Handlungsfähigkeit, Verantwortungsübernahme für Mitmenschen und Natur,<br />

Kooperation mit anderen Menschen zur Erreichung gemeinschaftlicher Ziele,<br />

Empathie mit anderen Menschen, diskursive Fähigkeiten, um sich in<br />

Dialogprozesse einzubringen, und ein emotionaler Bezug zu intakter Natur“<br />

(Siebenhüner 2001: 303). Auch eine gewisse Hartnäckigkeit zum Durchsetzen des<br />

eigenen Willens und Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen sieht<br />

Siebenhüner den homo sustinens entwickeln, eine Entwicklung aber, in der die<br />

soziale Einbindung unabdingbar ist, „da die Ausprägung der eigenen Subjektivität<br />

nur in Verbindung mit Empathie und in der Interaktion mit anderen Menschen<br />

möglich ist“ (Siebenhüner 2001: 303 f.). Besondere Wichtigkeit bekommt in<br />

diesem Kontext das Verantwortungsgefühl, das Siebenhüner z. B. im Kontext von<br />

Jugendgruppenarbeit, politischen und sozialen Vereinigungen entstehen und sich<br />

festigen sieht (2001: 311). Aus der Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, dem<br />

Betroffenheitsgefühl und dem Bewusstsein der eigenen Handlungsfähigkeit<br />

erwächst letztlich erst die Möglichkeit, Verantwortung in tatsächliches Handeln<br />

umzusetzen. Siebenhüner listet implizit eine Reihe von<br />

Persönlichkeitseigenschaften auf, die immer wieder auch dem Entrepreneur<br />

zugeschrieben werden: Handlungsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen,<br />

Kooperationsfähigkeit. Daneben treten aber an zentraler Stelle der Argumentation<br />

die Verantwortung für Natur und Mitmenschen in Kombination mit einem<br />

Betroffenheitsgefühl hinzu.<br />

Zabel (1999: 55) sieht als belegt an, dass ein auf Lebensdienlichkeit<br />

ausgerichtetes Verhalten eines angemessenen Gleichgewichtes aus Gemein- und<br />

Eigennutz bedarf. Dass dies auch in ökonomischen Zusammenhängen gilt, weist<br />

Elinor Ostrom (1999) in einer Reihe interessanter Fallstudien nach, in denen sie<br />

Fälle von über Jahrhunderte erfolgreichem Management knapper Common Pool<br />

Ressourcen analysiert. Im Gegensatz zu dem diesbezüglich pessimistischen Mancur<br />

Olson (1965) sieht sie es ohne weiteres als möglich an, dass die Logik kollektiver<br />

Aktion, entsprechend eingerichtet, auch dem gemeinsamen Interesse dienen kann.<br />

183<br />

Eine detaillierte Beschreibung und Kritik des homo oeconomicus findet sich sowohl bei<br />

Siebenhüner (2001: 110 ff.) als auch bei Biesecker und Kesting (2003: 125 ff.).<br />

168

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