Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
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Entrepreneurship<br />
beschreiben, finden diese in der Empirie nur vereinzelt einen Niederschlag.<br />
Insbesondere die behandelten amerikanischen Arbeiten zu psychischen<br />
Persönlichkeitseigenschaften gehen immer wieder implizit vom neoklassischen<br />
Idealunternehmer mit hohem egoistischem Profitinteresse aus und vergeben sich<br />
damit möglicherweise die Chance, andere Motive in ihrer Bedeutung zu erkennen.<br />
Die Frage nach der ökologisch orientierten GründerIn als treibende Kraft der<br />
Gründung und des Betriebs einer neuen Unternehmung kommt dagegen den<br />
Vorstellungen Schumpeters vom Entrepreneur als Innovator recht nahe. Mit einiger<br />
Berechtigung scheint es zulässig, die Gründungen der ökologischen<br />
Lebensmittelverarbeitung als neue Kombinationen zu begreifen, denn über die<br />
Neudefinition der (ökologischen) Qualität der Lebensmittel sowie durch die<br />
Schaffung neuartiger, ökologischer Quellen für Rohwaren sind gleich zwei<br />
Bedingungen Schumpeters für eine neue Kombination erfüllt.<br />
Die Forschung zu Organisationen und Institutionen eröffnet eine weitere<br />
Denkrichtung. Die Theorie des „organizational imprinting“ wie auch Beiträge aus<br />
der Organisationsökologie und der Organisationskulturforschung sind geeignet,<br />
sowohl eine dauerhaft ökologische Ausrichtung Grüner Gründungen als auch die<br />
Beobachtung zu erklären, warum Umweltmanagementsysteme konventionelle<br />
Unternehmen deutlich stärker auf der operativen als auf der strategischen Ebene<br />
verändern. Auch die bedeutende Rolle einer ideell engagierten GründerIn wird<br />
betont, wenn Schein deren persönliche Vorbildrolle als in besonderem Maße<br />
kulturprägend sieht.<br />
Aus den sozioökonomischen Arbeiten heraus können weitere bedeutende<br />
Ansatzpunkte gefunden werden. So wird deutlich, dass die Umweltbewegung dem<br />
Verständnis von Aldrich und Zimmer nach als umfangreiches „action-set“ durchaus<br />
die Wiege vieler Unternehmen sein könnte. Die Zahl der „Mitglieder“ der<br />
Umweltbewegung ist insgesamt so groß, dass sie als KundInnen mit speziellen,<br />
ökologisch fokussierten Bedürfnissen Märkte für eine große Zahl von<br />
Spezialunternehmen darstellen können. Die von Granovetter wie auch Aldrich und<br />
Zimmer betonten „strong and weak ties“ werden den Entrepreneuren innerhalb der<br />
Umweltbewegung so eine große Hilfe sein.<br />
Dies gilt umso mehr, als innerhalb der Umweltbewegung von vielfältigen<br />
Zielkongruenzen auszugehen ist, deren Bedeutung Jarillo betont. Die Gründung aus<br />
Minderheiten heraus wird von Granovetter besonders in Branchen mit niedrigen<br />
Eintrittsbarrieren und dort für wahrscheinlich gehalten, wo die am dringendsten<br />
benötigte Ressource Vertrauen ist. Dies würde gerade die ökologische<br />
Lebensmittelbranche erfüllen.<br />
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