Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
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Empirische Analysen zu Grünen GründerInnen<br />
schneller wachsen und stärker exportieren, liegen sie hinsichtlich des Gewinnes<br />
deutlich hinter denjenigen der AlleingründerInnen.<br />
5.3.3 Fazit aus der Befragung von GründerInnen im ökologischen<br />
Lebensmittelsektor<br />
Die Befragung von GründerInnen im ökologischen Lebensmittelsektor hat gezeigt,<br />
dass solche Gründungen kaum aus Notsituationen und nur mit untergeordneter<br />
Bedeutung aus einem Selbständigkeitsstreben heraus erfolgen. Vielmehr ist das<br />
dominierende Motiv die Absicht, zum Wachstum der ökologischen Landwirtschaft<br />
und zur Verbreitung des Konsums ökologischer Lebensmittel beizutragen. Damit<br />
steht „die Sache“ als Hauptmotiv im Vordergrund, was auch in der relativen<br />
Bewertung des Profits als persönliche Motivation bzw. persönlicher Erfolg deutlich<br />
wird: Die große Mehrheit der Befragten sieht die Verwendung von Gewinn zum<br />
Ausbau des Unternehmens als bedeutender an als den persönlichen Profit und eine<br />
ebenso große Mehrheit sieht in hohen Absatzzahlen – die aufgrund des Produktes<br />
für eine Veränderung der Gesellschaft stehen – einen wichtigeren Erfolg als in<br />
persönlichem Profit. Damit kann die dem neoliberalen Wirtschaftsmodell zu<br />
Grunde liegende Bedeutung des Profitmotivs für diese GründerInnen deutlich in<br />
Frage gestellt, wenn nicht gar widerlegt werden. Konsequenterweise sehen fast alle<br />
Grünen GründerInnen ihre Gründung als Beitrag dazu, die Gesellschaft<br />
ökologischer zu gestalten und etwa zwei Drittel waren <strong>oder</strong> sind noch in der<br />
Umweltbewegung aktiv 228 .<br />
Grüne GründerInnen scheinen aber dabei keineswegs „naive Idealisten“ zu sein,<br />
die angesichts der guten Sache den Realitätssinn verlieren. Dagegen spricht unter<br />
anderem ihre überdurchschnittliche Qualifikation. Eine Reihe von<br />
228<br />
In einer vergleichenden Untersuchung von Grünen GründerInnen und BiotechgründerInnen auf<br />
Basis eines ähnlichen Fragebogens kann Sigle (2004: 70 ff.) zeigen, dass in einigen dieser Punkte<br />
deutliche Unterschiede bestehen. So sehen sich die BiotechgründInnen eher durch Naturschutzrecht<br />
eingeschränkt, denken eher, dass das Umweltproblem durch Umweltschützer übertrieben wird und<br />
zeigen mehr Vertrauen in Wissenschaft und Technik als Problemlöser. Weiter haben BiotechgründInnen<br />
einen eher wissenschaftlichen Hintergrund, verfügen über deutliche Branchenerfahrung und wollen<br />
durch ihr spezielles Know-how Marktchancen erschließen, wobei ihnen auch persönlicher Profit<br />
erheblich wichtiger ist. Ihr Leitbild ist deutlich mehr auf Öko-Effizienz gerichtet als das der Grünen<br />
GründerInnen, die eher ein Konsistenzleitbild verfolgen. In den Netzwerkbeziehungen zeigt sich, dass<br />
die bei den Grünen GründerInnen zahlreich vorhandenen ökologisch-nachhaltig orientierten Partner bei<br />
den BiotechgründerInnen eher die Ausnahme darstellen.<br />
228