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Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

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Entrepreneurship<br />

3.1.7.1 Die Organisationsökologie 93<br />

Die Arbeiten rund um „organizational imprinting“ sind von besonderem Interesse<br />

für die Organisationsökologie, da deren Perspektive der Trägheit und<br />

Wandlungsunfähigkeit die Annahme des „imprinting“ impliziert. Theoretiker der<br />

Organisationsökologie weisen auf viele Beispiele hin, die scheinbar „organizational<br />

imprinting“ bestätigen 94 . In einer Untersuchung von 62 Halbleiterfirmen findet<br />

Boeker (1988: 36), dass neben dem Umfeld des Unternehmens auch die in der<br />

Gründungsphase tonangebenden Personen von hoher Bedeutung für die<br />

Gründungsstrategie sind. Er betont besonders den Einfluss, den der Entrepreneur<br />

auf die Strategie des Unternehmens hat, und sieht diese beeinflusst durch<br />

Erfahrungen, Hintergründe und Meinungen der GründerIn 95 . „One of this study`s<br />

most significant implications is that organizations are set on a course at founding<br />

from which change may be costly or difficult. ….. Only very strong external or<br />

internal events are likely to motivate change from earlier established patterns. …<br />

The founding of the organization provides an opportunity for entrepreneurs to<br />

embed their own assumptions about the tasks and the means to accomplish in the<br />

newly created organization” (Boeker 1988: 51). Hier wird deutlich, dass mit der<br />

Chance der GründerIn, ihren Werten im Unternehmen zu dauerhafter Bedeutung zu<br />

verhelfen, auch das Risiko von Inflexibilität verbunden ist. Diese Bedenken teilen<br />

auch John Kimberley und Hamid Bouchikhi (1995: 16), die sehen, dass die die<br />

Organisation des Unternehmens betreffenden Handlungen 96 der GründerIn „…set<br />

93<br />

Die Theorie der Organisationsökologie von Michael Hannan und John Freeman (1977) entstand<br />

Mitte der 70er-Jahre. Diese Theorie betrachtet Organisationen als träge, sie verfügen nur über eine sehr<br />

begrenzte Fähigkeit zur Anpassung an die Umwelt und sind eher wandlungsresistent. Veränderungen<br />

hinsichtlich des Bestandes an Organisationen haben aus organisationsökologischer Perspektive daher<br />

ihre Ursache weniger in der aktiven Veränderung existierender Organisationen als vielmehr durch<br />

Gründungen neuer Organisationen und das Absterben anderer. Auf die Prozesse der Gründung und des<br />

Absterbens fokussiert daher ein großer Anteil der organisationsökologischen Forschungsagenda (Caroll<br />

1988).<br />

94<br />

Painter (2002: 27) sieht allerdings ein Missverhältnis zwischen der Häufigkeit der Berufung auf<br />

„organizational imprinting“ und den nur wenigen empirischen Studien, die dazu vorliegen.<br />

95<br />

Boeker beruft sich hier auf Weber (1947), der den Gründer schon als bedeutendsten Ursprung der<br />

Prioritäten, gemeinsamen Ansichten und der Strategie des Unternehmens sah.<br />

96<br />

Hier ist anzumerken, dass in den vorliegenden, organisationsökologischen Studien das<br />

„organizational imprinting“ vorwiegend anhand von organisatorischen Merkmalen, wie z. B.<br />

Managementstil, Größe der Organisation, Hierarchie <strong>oder</strong> Kommunikation, untersucht wird. Auf<br />

95

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