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Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?

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Entrepreneurship<br />

Gegensatz sehen sie den übersozialisierten sozialkulturellen Ansatz, der<br />

Gründungsaktivitäten zu stark aus Gruppenzugehörigkeiten heraus erklärt. Zu<br />

unterschiedlichen Zeiten wurden Juden, Chinesen, Japaner und Libanesen so als<br />

Entrepreneure etikettiert (Aldrich und Zimmer 1986: 7 f.). Sorgfältigere Analysen<br />

haben aber gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit von Gründungsaktivitäten in<br />

ethnischen Gruppen oft erst steigt, wenn diese aus dem Heimatland auswandern und<br />

sich in anderen sozialen Umfeldern befinden. Damit wird das Gründungsverhalten<br />

aber wieder der situativen statt der deterministischen Erklärung zugänglich.<br />

Ein wesentlicher Ansatz sozioökonomischer Unternehmensforschung ist<br />

dementsprechend die Analyse von Unternehmen innerhalb von sozialen<br />

Netzwerken. Hierbei werden zwei Ansätze verfolgt: Zum einen existiert die<br />

Hypothese, der Entrepreneur baue sich zu geschäftlichen Zwecken ein Netzwerk<br />

auf, zum anderen werden die Folgen der ex-ante bereits vorhandenen<br />

Netzwerkeinbindung, z. B. durch die Zugehörigkeit eines Entrepreneurs zu einer<br />

ethnischen Gruppe, untersucht (z. B. Granovetter 2000).<br />

3.1.8.1 Die Bedeutung von Netzwerken für die Unternehmensgründung<br />

Der sozioökonomische Ansatz in der Entrepreneurforschung führt zu einigen<br />

grundsätzlich anderen Erklärungen der Unternehmensgründung als der auf<br />

psychische Persönlichkeitseigenschaften <strong>oder</strong> der auf Gewinnorientierung<br />

fokussierende. Das Zustandekommen von Gründungsideen erklären Aldrich und<br />

Zimmer (1986: 9) aus dem Evolutionsprozess heraus, der sowohl bewusst als auch<br />

unbewusst Veränderungen hervorbringt. Einige Entrepreneure greifen diese<br />

Veränderungen absichtsvoll auf, andere stolpern durch Zufälle über Gelegenheiten<br />

und Mittel und, obwohl sie sich nie als GründerIn sahen, werden quasi durch die<br />

Umstände zu GründerInnen gemacht. „The process of organisational creation<br />

depends only on the occurrence of attempted variations and not on the level of<br />

ambitions, foresight, or intelligence people bring to the process” (Aldrich und<br />

Zimmer 1986: 9). Die sozioökonomische Perspektive von Aldrich und Zimmer<br />

macht nur minimale Annahmen zu den kognitiven und informationsverarbeitenden<br />

Fähigkeiten von Entrepreneuren und daher alle Spekulationen über deren<br />

Persönlichkeiten quasi irrelevant. Wichtiger als die Persönlichkeit wird die Rolle<br />

der Personen in Netzwerken. Hierbei unterscheiden Aldrich und Zimmer das „roleset“<br />

aus allen Personen, mit denen die Fokusperson direkte Kontakte unterhält, und<br />

das „action-set“, zu denen zeitlich begrenzte Kontakte der Fokusperson in Bezug<br />

auf eine bestimmte Absicht bzw. Aktion bestehen. Das “action-set“ hat seine<br />

Ursprünge in der Anthropologie, in der es als Rahmen zur Untersuchung sozialer<br />

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