Jens Clausen Umsteuern oder Neugründen?
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Grüne GründerInnen<br />
4.5 Menschenbilder und Persönlichkeitseigenschaften der Grünen<br />
GründerInnen<br />
In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es eine Reihe von Philosophen, die über<br />
den Eigennutz des homo oeconomicus hinausdenken und den Menschen die<br />
Fähigkeit zuschreiben, über den Horizont ihres eigenen Lebens hinaus<br />
Verantwortung zu empfinden und wahrzunehmen. Schon Adam Smith (1982: 528)<br />
sieht einen Unterschied zwischen dem „commercial spirit“, der auf die Verfolgung<br />
eigennütziger Interessen gerichtet ist, und dem „public spirit“, der auf<br />
gesellschaftliche Wohlfahrt gerichtet ist. Aus der langen Diskussion um diese Frage<br />
sollen hier nur einige neuere Positionen dargestellt werden, in denen der Aspekt des<br />
Umweltschutzes bzw. der Nachhaltigkeit bereits explizit thematisiert wird.<br />
Der von Peter Ulrich eingeführte Begriff des Wirtschaftsbürgers „thematisiert<br />
den Bürger als moralische Person und Wirtschaftssubjekt, das an der Legitimität<br />
seines eigenen Wirtschaftens wie desjenigen der anderen Wirtschaftssubjekte<br />
interessiert ist und zu dessen Selbstverständnis insofern eine entsprechende<br />
Wirtschaftsbürgertugend gehört“ (Ulrich 1997: 262). Das wirtschaftsethische<br />
Handeln beginnt für Ulrich mit der „sinngebenden Orientierung der<br />
unternehmerischen Tätigkeit an einer Vision der lebenspraktischen Werte, die<br />
geschaffen werden sollen …“ (Ulrich 1997: 430). Ulrich schließt damit den<br />
Gegenstand bzw. das Produkt des Unternehmens bewusst in seine Ethikkonzeption<br />
mit ein. Eine solche Sinn gebende Orientierung sieht er aus der persönlichen<br />
Lebenserfahrung von Unternehmerpersönlichkeiten entstehen, die vom<br />
menschlichen <strong>oder</strong> gesellschaftlichen Sinn ihres Tuns überzeugt sind und dies mit<br />
Beharrlichkeit <strong>oder</strong> gar Besessenheit verfolgen (Ulrich 1997: 431). Besonders aus<br />
der Erfüllung grundlegender gesellschaftlicher Aufgaben wie Ernährung,<br />
Wohnraum, Verkehr, Gesundheit <strong>oder</strong> Bildung sieht er einen solchen Sinn<br />
erwachsen und führt explizit auch den Markt für natur- und gesundheitsbewusste<br />
Produkte als Beispiele auf. Am Anfang der Unternehmenskonzeption sieht er die<br />
lebenspraktische Frage „Wofür setzen wir uns ein?“ stehen (Ulrich 1997: 432) 181 .<br />
Der republikanische gesinnte Wirtschaftsbürger in den Führungsetagen der<br />
Unternehmen steht bei Ulrich dafür, „… den ethischen Prinzipien der Res publica<br />
den systematischen Vorrang vor ihren wirtschaftlichen Eigeninteressen<br />
einzuräumen..“ (Ulrich 1997: 437). Als möglich und geboten sieht er daher „…<br />
181<br />
Ulrich verweist hier auf Freeman und Gilbert (1991). Mit der Festlegung des<br />
Unternehmensgegen-standes ist für Ulrich auch implizit die Wahl derjenigen marktspezifischen<br />
Sachzwänge verbunden, unter die die Unternehmensleitung sich selbst stellt (Ulrich 1997: 432).<br />
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