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Untitled - European Borderlands

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V u l e Ž u r i ć - H o c h z e i t i m K r e i s e Č i r o k i<br />

gegen den Kopf von jemanden, aber er gab es dem Leutnant zurück und ging hinaus.<br />

Der Rhythmus des Walzers erlaubte ihm nicht, noch zügiger Richtung Kommando Hauptgebäude zu<br />

gehen, vor dem er von den Wachposten vorschriftsmäßig begrüßt wurde.<br />

Auf dem langen Korridor in der ersten Etage, in der sich sein Büro befand, holte ihn so gerade noch der<br />

Adjutant des Kommandanten ein.<br />

„Herr Oberstleutnant hat angeordnet, dass sie sich morgen um acht Uhr bei ihm einzufinden haben“.<br />

„Wo?!“<br />

Der Adjutant war müde und nun etwas verwirrt.<br />

„Wo soll ich mich bei ihm melden?“<br />

„In seinem Büro“<br />

Er war kurz versucht, noch etwas zu fragen, was auch immer, aber er zog seine Hand Richtung Krempe,<br />

salutierte und schleppte sich ins Büro.<br />

Er konnte nicht „nach Hause“ in eines der wenigen Gebäude, das nicht zerstört war und in dem noch<br />

ein paar Offiziere einquartiert waren. Er zog die Mütze, nach wie vor eher sauber als schmutzig, aus, warf<br />

sie auf den Dielenboden und legte sich hin, überzeugt davon, dass er vor Wut, Eifersucht und Ohnmacht<br />

nicht ein Auge zu machen würde.<br />

Er wurde durch ein Klopfen und anschließendes Schlagen an der Tür geweckt.<br />

Er zuckte zusammen, sprang auf, zog seinen Revolver, schaute durchs Fenster in den Nebel und öffnete<br />

dann langsam die Tür.<br />

„Herr Unteroffizier“, der Adjutant schluckte schwer.<br />

„Ja?!“<br />

“Ich dachte…wir dachten…“<br />

„Du warst bislang nicht an der Front?“ fragte er ihn, und legte den Revolver zurück ins Etui.<br />

„Nein, war ich nicht, Herr Unteroffizier.“<br />

„Das habe ich mir gedacht“, sagte er, ohne selber zu wissen, was er damit sagen wollte.<br />

„Der Oberstleutnant erwartet sie.“<br />

„Sagen sie ihm… sagen sie ihm nichts. Ich komme in einer Minute.“<br />

Er wollte sich durch das Fenster hinausstehlen, die Regenrinne hinuntergleiten und dann zu Ruža, die,<br />

er konnte nicht aufhören an sie zu denken, warm und nackt unter der Decke lag.<br />

„Gestern ist ein Fahnenflüchtiger festgenommen worden, der den Stützpunkt noch zum Zeitpunkt<br />

der vorherigen Schlacht verlassen hatte“, sagte der Kommandant, den Blick nicht von den Papieren<br />

abgewendet, die vor ihm auf dem Tisch lagen. „Er ist zum Tode verurteilt und wird erschossen, sie werden<br />

das Schießkommando ausführen. Führen sie ihn morgen früh zum Deich und richten sie ihn dort hin.“<br />

„Ich habe verstanden, Herr Oberstleutnant!”, schrie er buchstäblich und schlug die Hacken<br />

zusammen.<br />

Der Nebel war so dicht, dass es ihm fast schien, als würde die Zeit stehen bleiben, und im nächsten<br />

Moment änderte er seinen Plan und kehrte in Miljkos Krug ein, wo er einen doppelt Gebrannten bestellte.<br />

Letztendlich gab es nichts zum Nachdenken. Er hatte die Wahl.<br />

„Aber das ist unmöglich”, sagte Ruža, als er ihr seinen Plan offenbarte, während sie im Salon hinter<br />

den schweren zugezogenen Vorhängen Kaffee tranken. „Er wird Sie, wenn er Sie nicht erschießt, schwer<br />

bestrafen, wer weiß wohin versetzen und wir werden uns dann auch nicht sehen können.“<br />

„Ich habe ein Recht auf Sie!“<br />

Sie schwieg.<br />

„Und sie wünschen es mir.“<br />

„Ja, aber…“<br />

„Sie kommen morgen Abend, nachdem…“<br />

Ruža legte die Hand auf sein Knie. Von der Sava kam ein starkes Beben.<br />

„Herrgott!“ schrie Ruža auf.<br />

„Haben sie keine Angst“, sagte er indem er aufstand und sich den Säbel umlegte. „Da hat ein Torpedo<br />

den österreichischen Monitor versenkt.“<br />

Als sie in der Nacht am Ufer hockten, hatte Volođa ihm alles erzählt. Er hatte ihm aber zwischenzeitlich<br />

nicht zugehört.<br />

„Und bumm!“ sagte der Russe, und er riss sich aus den Gedanken, klopfte ihm auf die Schulter und stand<br />

auf, um in die Stadt zurückzugehen, unterwegs den besten Ort für die morgige Hinrichtung suchend.<br />

Im Flur holte ihn wieder der Adjutant des Kommandanten ein.<br />

„Herr Unteroffizier, der Verurteilte hat sich umgebracht!“<br />

„Wie umgebracht?“<br />

114 Er trank das Glas in einem Zug und hätte es am liebsten auf den Boden geworfen, gegen die Wand,

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