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Anhang - Institut für Zeitgeschichte

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Renaissance und Zerstörung der kommunalen Selbstverwaltung in der SBZ 471<br />

Zeit wie in Thüringen kam es aus solchen oder anderen Gründen in der zweiten<br />

Hälfte des Jahres 1945 zu erheblichen Veränderungen an der Spitze von Kommunal-<br />

oder Kreisverwaltungen auch in anderen Ländern und Provinzen 46 . Das Ergebnis<br />

war, daß sich bis Ende 1945 (wie Quellen und Dokumentationen der DDR zu<br />

entnehmen ist) der Anteil von KPD-Angehörigen in diesen Spitzenstellungen erheblich<br />

verstärkt hatte. In Mecklenburg gehörten zu diesem Zeitpunkt von acht Oberbürgermeistern<br />

drei der KPD, vier der SPD und einer der CDU an, und von den<br />

insgesamt 20 mecklenburgischen Landräten 13 der KPD und sieben der SPD. In der<br />

Provinz Brandenburg waren von neun Oberbürgermeistern sechs Mitglieder der<br />

KPD und drei der SPD, und von insgesamt 25 brandenburgischen Landräten<br />

13 Mitglieder der KPD, neun der SPD und drei parteilos. Im Regierungsbezirk<br />

Magdeburg (Provinz Sachsen) waren bei den Oberbürgermeistern fünf Angehörige<br />

der KPD und vier der SPD, von den 13 Landräten dieses Regierungsbezirks waren<br />

neun Mitglieder der KPD, einer der SPD, einer der LPD und zwei parteilos. In den<br />

30 sächsischen Landkreisen bekleideten das Amt des Landrates 19 Mitglieder der<br />

KPD, 7 der SPD, einer der CDU und einer der LPD. Für den Bereich der sächsischen<br />

Kommunalverwaltungen liegt <strong>für</strong> Ende 1945 auch eine Globalzahl vor.<br />

Danach waren von insgesamt 71 037 Angehörigen der sächsischen Kommunalverwaltungen<br />

11 427 Mitglieder der KPD, 11 197 der SPD, 669 der LPD und 488 der<br />

CDU, dazu kamen 47256 Parteilose (vor allem in den unteren Chargen). Die Zahlenbeispiele<br />

ergeben (Thüringen einbezogen), daß in denjenigen Gebieten der SBZ,<br />

<strong>für</strong> die entsprechende parteipolitische Aufschlüsselungen vorliegen, Ende 1945 die<br />

Spitzenstellungen größerer und städtischer Verwaltungen (Oberbürgermeister)<br />

ebenso wie die Spitzenstellen der Kreisverwaltung (Landräte) zu etwa 60 Prozent<br />

mit Vertretern der KPD besetzt waren. Wie das sächsische Zahlenbeispiel zeigt,<br />

hatte die KPD darüber hinaus auch in Relation zur Gesamtheit der Mitarbeiter in<br />

den Kommunalverwaltungen eine ansehnliche Basis (16 Prozent). Unter den politisch<br />

organisierten Mitarbeitern, von denen anzunehmen ist, daß sie die wichtigeren<br />

Posten bekleideten, machte der Anteil der KP-Angehörigen in Sachsen nicht weniger<br />

als 47 Prozent aus.<br />

Nur in den großen Städten und urbanen Zentren der SBZ sah die SMAD offenbar<br />

bewußt davon ab, das Amt des Oberbürgermeisters mit Repräsentanten der<br />

KPD zu besetzen, sondern ließ hier kommunalpolitisch erfahrenen Sozialdemokraten,<br />

aber auch bürgerlichen Demokraten den Vortritt. Vor allem die SPD verfügte<br />

nicht konsequent genug durchgeführt werde (Interview des Verf. mit Dr. Schäfer am 18. Okt. 1983<br />

in Bonn). Dr. Schäfer wurde, nachdem er auch noch gegen die Wahlbenachteiligung seiner Partei<br />

anläßlich der ersten Nachkriegs-Kommunalwahl (Sept. 1946) protestiert hatte, durch die Sowjets<br />

verhaftet und durch ihre Militärjustiz zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Bis 1950 im Lager Sachsenhausen<br />

und anschl. bis Jan. 1954 Strafvollzugsanstalt Torgau; nach Entlassung Flucht nach Westdeutschland.<br />

46 Folgende Zahlen nach: Wolfgang Meinicke, Zur Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone<br />

unter Berücksichtigung von Aspekten politischer und sozialer Veränderungen (1945 bis 1948).<br />

Phil. Diss. Humboldt-Univ., Berlin (Ost) 1983, S. 96.

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