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Anhang - Institut für Zeitgeschichte

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400 Francis R. Nicosia<br />

ebenso wie Nicht-Zionisten und Anti-Zionisten. Aus dieser Erkenntnis handelten<br />

ZVfD und Staatszionisten nach der Prämisse, die 1933 der nichtzionistische Rabbiner<br />

Leo Baeck ausgegeben hatte, wonach jüdisches Leben in Deutschland an sein<br />

Ende gekommen war. Theoretisch hatten die deutschen Zionisten immer angenommen,<br />

die Mehrheit der deutschen Juden werde schließlich nach Palästina gehen. Es<br />

war deshalb nicht so sehr die Tatsache, daß die Nationalsozialisten die jüdische Auswanderung<br />

aus Deutschland erzwangen, die sie in den dreißiger Jahren in eine<br />

Krise stürzte, es waren vielmehr die von den Nationalsozialisten angewandten<br />

Methoden. Verfolgung, Entrechtung, Verarmung und Entwürdigung der deutschen<br />

Juden stellten ZVfD und Revisionisten vor erhebliche Schwierigkeiten, weil dadurch<br />

jeder wirksamen zionistischen Palästina-Agitation die Basis entzogen wurde. Widerstand<br />

gegen den Antisemitismus im Sinne des Schutzes der Juden in der Diaspora<br />

lehnten die meisten deutschen Zionisten aus ideologischen Gründen ab. Zionistischer<br />

Widerstand gegen den Antisemitismus bestand vor und nach 1933 allein in<br />

dem Bemühen, die Juden unter den bestmöglichen Umständen aus der Diaspora in<br />

eine unabhängige Existenz nach Palästina zu führen; solange dieses Ziel nicht<br />

erreicht war, hielt man den Antisemitismus <strong>für</strong> naturgegeben und unvermeidlich.<br />

Kurt Blumenfeld schrieb 1938 verbittert, das Problem der Juden sei nicht so sehr<br />

Hitler, als vielmehr die Weigerung der Juden, die von Hitler und dem Nationalsozialismus<br />

ausgehende Gefahr zu erkennen und sich dem Zionismus zuzuwenden:<br />

„Schließlich ist der Zionismus doch in der Vor-Hitler-Zeit entstanden, und es hat<br />

doch damals nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Zionismus gegeben. Was<br />

nützt es, wenn die Wiener Juden heute Zionisten werden? Sie hätten es vor zehn<br />

Jahren sein müssen, und die Juden der Schweiz und Hollands müßten eben jetzt auf<br />

dem richtigen Platz stehen, und nicht nach einer Katastrophe, die etwa auch über<br />

sie hereinbricht." 135<br />

135 Blumenfeld, Im Kampf, S. 156 f.

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