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Anhang - Institut für Zeitgeschichte

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Renaissance und Zerstörung der kommunalen Selbstverwaltung in der SBZ 473<br />

und Dessau (Fritz Hesse 55 ) ernannt. Nach den ersten Kommunalwahlen im September<br />

1946, die in den größeren Städten der SBZ einen erstaunlich hohen Anteil von<br />

LDP-, aber auch CDU-Stimmen erbrachten, veränderte sich das Bild zeitweilig<br />

noch weiter zugunsten der bürgerlichen Parteien.<br />

2. Die neue Kommunalverfassung<br />

In dem Bemühen, nach Kriegsende die kommunale Selbstverwaltung wieder auf ein<br />

demokratisches Fundament zu stellen, wurde in allen Besatzungszonen auf traditionelle<br />

Formen der Magistrats- und Bürgermeisterverfassung zurückgegriffen. Während<br />

allerdings in den Westzonen bzw. den Ländern der Bundesrepublik Gemeindeund<br />

Kreisordnungen erst in den Jahren 1948-55 erlassen wurden 56 , geschah dies in<br />

der sowjetischen Besatzungszone mit dem Erlaß der „Demokratischen Gemeindeverfassung"<br />

bereits 1946. Hier hatten - noch vor Zulassung der politischen Parteien<br />

- vor allem die ehemaligen Arbeiterparteien SPD und KPD ihre Vorstellungen vom<br />

Neuaufbau des Staates nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus bei der<br />

sowjetischen Militäradministration zur Geltung bringen können. Während - nach<br />

Zulassung der Parteien - die ersten programmatischen Äußerungen von CDU und<br />

LDP zum künftigen Staatsaufbau sehr allgemein gehalten waren 57 , hatten KPD und<br />

- noch detaillierter - die Sozialdemokraten ihre Vorstellungen über kommunale<br />

Selbstverwaltung in Exil und Widerstand entwickelt.<br />

In der Weimarer Republik hatte die SPD kommunalpolitisch eine herausragende<br />

Rolle gespielt. Mit der Einführung des demokratischen Wahlrechts 1919 waren die<br />

zuvor im Kaiserreich durch das Klassenwahlrecht vor allem in Preußen und Sachsen<br />

von den kommunalen Parlamenten weitgehend ausgeschlossenen Sozialdemokraten<br />

mit einem Male zur größten Partei in den Rathäusern der Republik geworden. Bis<br />

1933 war in der SPD ein breiter Stamm fähiger Kommunalpolitiker und Verwaltungsfachleute<br />

herangewachsen, auch wenn nur wenige Sozialdemokraten an die<br />

Spitze großer Städte gelangten. Auf Reichsebene zählte die SPD im Jahr 1929 in<br />

1372 Städten 9057 Stadtverordnete. Darüber hinaus gab es 37 709 sozialdemokrati-<br />

55<br />

Fritz Hesse, geb. 1881, Rechtsanwalt; vor 1918 Freisinnige Partei, Fortschrittliche Volkspartei, 1918<br />

DDP; 1911 StadtVO, 1918-33 Oberbürgermeister von Dessau, 1918 zugleich Mitgl. anhaltischer<br />

Staatsrat und Mitgl. konstituierende anhaltische Landesversammlung bzw. LT Anhalt, 1919 Mitgl.<br />

Nationalversammlung; 1933 aus dem Amt entfernt, während der NS-Zeit in Privatstellung; 1945<br />

LDP, Juli 1945-Nov. 1946 erneut Oberbürgermeister Dessau und Vizepräs. Bezirksverw. Dessau,<br />

1946-48 MdL Sachsen-Anhalt, mit Mandatsniederlegung Beendigung der politischen Tätigkeiten<br />

in der SBZ, Zulassung als Rechtsanwalt und Verteidiger in politischen Prozessen, Febr. 1950 Flucht<br />

in den Westen.<br />

56<br />

Vgl. Wilhelm Loscheider, Die Gemeindeordnungen in den westdeutschen Ländern und die Verfassungen<br />

von Berlin, Hamburg und Bremen, Stuttgart/Köln 1953.<br />

57<br />

Vgl. Dokumente der neuen Zeit, H. 1: Wege zur Demokratie, 1945, S. 23 ff.

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