Anhang - Institut für Zeitgeschichte
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Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1939 387<br />
ihre Siedlungstätigkeit in Palästina vorzubereiten 76 . Die Propagierung der zionistischen<br />
Idee im traditionell liberalen deutschen Judentum wurde allgemein unterstützt<br />
77 , und 1938 konstatierten polizeiliche Stellen befriedigt, der Zionismus sei<br />
inzwischen die dominierende politische Kraft unter den noch in Deutschland verbliebenen<br />
deutschen Juden geworden 78 .<br />
Innerhalb der SS waren die SD-Abteilung II/112 und die Gestapo-Abteilung II/<br />
B-4 zuständig <strong>für</strong> jüdische Angelegenheiten. Der Zionismus und die zionistische<br />
Bewegung fielen in die Zuständigkeit der SD-Abteilung II/112-3 unter Adolf Eichmann.<br />
Die Aktivitäten dieser Stelle waren Ausdruck der Schlüsselstellung, welche<br />
die SS dem Zionismus bei der Lösung der „Judenfrage" zuerkannte. Eichmanns<br />
Abteilung verfolgte nach 1934 auch die zionistischen Aktivitäten im Ausland, besonders<br />
die Verbindungen der Zionisten zu der Boykott-Bewegung und die zionistischen<br />
Fortschritte in Palästina; insgesamt ging es darum, ein klares Bild von den<br />
Auswirkungen der internationalen zionistischen Aktivitäten auf die Arbeit der deutschen<br />
Zionisten und die jüdische Auswanderung zu gewinnen. Aus diesem Grund<br />
schickten SD und Gestapo 1935 und 1937 auch Beobachter zu den Zionistischen<br />
Kongressen; einer von ihnen war Adolf Eichmann 79 . Als die deutsche Zionistendelegation<br />
auf dem Kongreß von 1935 entschieden gegen den anti-deutschen Boykott<br />
argumentierte und das Haavara-Abkommen verteidigte, verfehlte dies nicht seine<br />
Wirkung auf die Beobachter von der SS.<br />
Mit Dr. Franz Reichert vom Deutschen Nachrichtenbüro (DNB) besaß der SD<br />
auch in Jerusalem einen Agenten 80 . Reichert pflegte Verbindungen zu Feivel Polkes,<br />
einem Mitglied der zionistischen Militärorganisation Hagana, der ihm als Informationsquelle<br />
<strong>für</strong> jüdische und arabische Aktivitäten diente 81 . Reichert arrangierte<br />
einen Besuch Polkes' in Deutschland, um ihn mit Vertretern von Gestapo und SD<br />
zusammenzubringen. Das Treffen fand vom 26. Februar bis 2. März 1937 in Berlin<br />
statt. Polkes, der in offizieller Mission durch Europa und Nordamerika reiste und<br />
um finanzielle Unterstützung und Waffenhilfe <strong>für</strong> die Hagana warb, erläuterte den<br />
deutschen Stellen seine eigene und die anti-englische, anti-arabische und anti-kommunistische<br />
Einstellung der Hagana sowie den Wunsch nach Zusammenarbeit mit<br />
Deutschland hinsichtlich einer schnellen und ordnungsgemäßen Auswanderung<br />
deutscher Juden nach Palästina, worin er einen Beitrag zur Errichtung eines unab-<br />
76<br />
Israel State Archives, Jerusalem (ISA), 67/1145, DGK Jerusalem an Gestapo Berlin vom 6. 6. 1936;<br />
Gestapo Berlin an DGK Jerusalem vom 14. 7. 1936; DGK Jerusalem an Gestapo Berlin vom 6. 8.<br />
1936.<br />
77<br />
BA, R/58-276, Gestapo an alle Staatspolizeistellen vom 4.4.1936.<br />
78<br />
NA, T-175/411, 2936225, Die Organisation der Judenheit, ihre Verbindungen und politische<br />
Bedeutung, 23.9. 1938; Central Zionist Archives, Jerusalem (CZA), AM501/49, Benno Cohen,<br />
ZVfD, an Jewish Agency for Palestine vom 18. 3. 1937.<br />
79<br />
NA,T-175/R588, II/122-18/1, 000373, 12.3.1937.<br />
80<br />
BA, R/58-991, Tätigkeitsbericht von II/112 vom 6.6.-5.10. 1937; PA/AA, Pol. Abt. III, Politik<br />
12-Palästina, Bd. 1, DGK Jerusalem an AA vom 8.7.1935.<br />
81<br />
BA, R/58-991, Tätigkeitsbericht von II/112 vom 1.7.-31.12. 1937; NA, T-175/R588, 000435 f.,<br />
II/112-18/1.