Anhang - Institut für Zeitgeschichte
Anhang - Institut für Zeitgeschichte
Anhang - Institut für Zeitgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1939 399<br />
ZVfD gegenüber den Behörden ändert nichts an der scharfen Gegnerstellung der<br />
'Zionistischen Weltorganisation' zum nationalsozialistischen Staat. (...) Wenn sich<br />
die ZVfD - als innerhalb der Reichsgrenzen bestehende jüdische Organisation -<br />
eine Zurückhaltung auferlegt hat, so ist der Grund nicht etwa in der freundlichen<br />
Haltung dem Staat gegenüber zu suchen, sondern in der Erkenntnis, daß jede jüdische<br />
Organisation, gleich welcher Art, ein 100%iger Gegner des Nationalsozialismus<br />
sein muß." 131<br />
Rosenberg und Hitler hatten die nationalsozialistische Einstellung gegenüber dem<br />
Zionismus bereits in den frühen zwanziger Jahren unmißverständlich zum Ausdruck<br />
gebracht: Während sie das Fundament der zionistischen Weltanschauung ablehnten,<br />
akzeptierten sie den Zionismus als ein nützliches Instrument in ihrem Bestreben,<br />
Deutschland „judenrein" zu machen. Die Vorstellung der revisionistischen Staatszionisten,<br />
Zionismus und Nationalsozialismus könnten als Verbündete gemeinsame<br />
Ziele verfolgen, erwies sich als illusionär.<br />
Daß die Zionisten ungeachtet ihrer Nützlichkeit aus der Sicht der Behörden stets<br />
und zuallererst Juden - und als solche in höchstem Maße verdächtig - blieben,<br />
zeigte im Frühjahr 1937 das zeitweilige Verbot aller jüdischen politischen Organisationen<br />
einschließlich der ZVfD und der Staatszionisten 132 . Das Verbot resultierte<br />
aus einer wachsenden Besorgnis über anti-deutsche Kritik und Aktivitäten im Ausland<br />
und illustrierte damit die nationalsozialistische Ideologie, wonach letztlich jede<br />
jüdische Organisation nur ein Teil des Weltjudentums war - und dessen Ziel die<br />
Zerstörung des „neuen Deutschland". Die deutschen Akten belegen hinlänglich, wie<br />
wenig die Staatszionisten in der Lage waren, die Behörden davon zu überzeugen,<br />
daß sie nicht mit den ausländischen revisionistischen Bewegungen und deren massiver<br />
Unterstützung des internationalen anti-deutschen Boykotts in Verbindung standen<br />
133 .<br />
Zu Beginn des Jahres 1938 war der SD zu der Überzeugung gelangt, daß die<br />
deutschen Staatszionisten in Beziehung zu Jabotinskys New Zionist Organization<br />
stünden und daher in staatsfeindliche Aktivitäten verwickelt seien 134 . Die formelle<br />
Auflösung der Staatszionisten erfolgte am 31. August 1938. Das Ende der ZVfD<br />
und aller anderen jüdischen Organisationen nach der „Kristallnacht" ist ein zusätzliches<br />
Indiz da<strong>für</strong>, daß die Zionisten <strong>für</strong> die Durchführung der neuen Massendeportations-Pläne,<br />
die der SD seit März in Wien umsetzte und die bald auch im Altreich<br />
greifen sollten, nicht mehr gebraucht wurden. Lediglich das Palästinaamt, das legale<br />
Einwanderungsvisa beschaffte und die Auswanderung abwickelte, war weiterhin<br />
nützlich und blieb deshalb bestehen.<br />
Im nationalsozialistischen Deutschland waren alle Juden bedroht - Zionisten<br />
131 BA, R/58-955, Bericht von II/112 vom 20. 10. 1936.<br />
132 Vgl. PA/AA, Inland IIA/B, 83-21, Bd. 6, AA an alle Missionen und Berufskonsulate vom 24. 4.<br />
1937. Das Verbot dauerte bis 10. Juni.<br />
133 Vgl. Nicosia, Revisionist Zionism II, S. 262 und 266 f.<br />
134 BA, R/58-991, Tätigkeitsbericht von II/112 vom 1.7.-31.12.1937.