Anhang - Institut für Zeitgeschichte
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460 Dieter Marc Schneider<br />
Angehörigen der Intelligenz, die nicht durch. NSDAP-Mitgliedschaft kompromittiert<br />
waren.<br />
Besonderes Gewicht wurde auf die Besetzung eines „Personalamtes" <strong>für</strong> die Auswahl<br />
der lokalen Funktionsträger gelegt, dessen Leitung „in der Regel ein Genosse<br />
in Händen haben (sollte), der in den letzten Jahren außerhalb Deutschlands als antifaschistischer<br />
Funktionär gearbeitet hat".<br />
Von den eingesetzten Initiativgruppen war die „Gruppe Ulbricht" <strong>für</strong> den Berliner<br />
Raum zuständig, die „Gruppe Ackermann" in Sachsen (Dresden) und die „Gruppe<br />
Sobottka" in Mecklenburg-Vorpommern (Stettin, später Schwerin) aktiv. Die Gruppen<br />
arbeiteten mit den zuständigen sowjetischen Stäben zusammen und berieten sie;<br />
zugleich waren sie darum bemüht, die überlebenden KPD-Mitglieder zu sammeln,<br />
vor allem aber Antifaschisten <strong>für</strong> den Wiederaufbau des öffentlichen Lebens zu<br />
organisieren 7 .<br />
Beim Aufbau der lokalen Verwaltung stützten sich die Initiativgruppen auf die mit<br />
der Roten Armee noch vor ihnen selbst nach Deutschland gekommenen Frontbeauftragten<br />
des NKFD und auf die ihnen zugeteilten Absolventen der in sowjetischen<br />
Kriegsgefangenenlagern eingerichteten sogenannten Antifa-Schulen. Aus diesen<br />
Hilfstruppen rekrutierten sich häufig Bürgermeister, Landräte und Mitarbeiter der<br />
neuen Verwaltungen. Ein anderer Teil von Absolventen antifaschistischer Frontschulen,<br />
der keine direkten Verwaltungsfunktionen übernahm, unterstützte die Kommandanturen<br />
der Roten Armee bei der Auswahl von Bürgermeistern und Landräten<br />
oder half bei der Organisation erster Einwohnerversammlungen in den besetzten<br />
Städten und Dörfern 8 .<br />
Häufig noch vor diesem Einsatz der Initiativgruppen bzw. parallel dazu waren<br />
Angehörige des Widerstandes aktiv geworden. Sie bemühten sich ihrerseits um die<br />
Wiederingangsetzung des öffentlichen Lebens und unterstützten in einzelnen Städten<br />
Kommandanten der Roten Armee bei der Installierung der örtlichen Verwaltung.<br />
Sie hatten sich in „Antifa(schistischen) Ausschüssen", „Volkskomitees" oder<br />
auch Gruppen zusammengefunden, die sich als Teile des NKFD bezeichneten und<br />
die entweder schon vor, in den meisten Fällen jedoch unmittelbar nach dem Einmarsch<br />
der Roten Armee entstanden waren. Die Initiatoren dieser Ausschüsse<br />
waren meistens Sozialdemokraten oder Kommunisten, die im Sinne einer Volksfront<br />
mit antinationalsozialistischen Kreisen des demokratischen Bürgertums<br />
zusammenzuarbeiten suchten. Die Antifa-Komitees kümmerten sich um die Wiederingangsetzung<br />
der kommunalen Betriebe und Versorgungseinrichtungen, begannen<br />
in vielen Fällen aber auch bereits mit der Säuberung der kommunalen Verwaltung<br />
7 Zum Einsatz der KPD-Initiativgruppen vgl. Wolfgang Leonhard, Revolution, S. 211 ff.; Alexander<br />
Fischer, Sowjetische Deutschlandpolitik im Zweiten Weltkrieg 1941-1945, Stuttgart 1975, S. 146 ff.<br />
(mit weiterführenden Literaturangaben).<br />
8 Hierzu die bislang ausführlichste (u. a. auf Quellen im Archiv des sowjetischen Verteidigungsministeriums<br />
und des Militärarchivs der DDR basierende) Arbeit von Willy Wolff, An der Seite der<br />
Roten Armee. Zum Wirken des Nationalkomitees „Freies Deutschland" an der sowjetisch-deutschen<br />
Front 1943 bis 1945, Berlin (Ost) 1975.