Anhang - Institut für Zeitgeschichte
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Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1939 381<br />
nünftige wirtschaftliche Existenz und der Schutz der Gesetze gewährt bleiben müßten.<br />
Insgesamt verstanden es die deutschen Staatszionisten nicht, sich wirkungsvoll<br />
von der Politik der ausländischen Revisionisten abzusetzen. Auch wenn sie sich bei<br />
den Nationalsozialisten einzuschmeicheln und die ZVfD in Mißkredit zu bringen<br />
versuchten, gelang es ihnen nicht, das Mißtrauen der NS-Behörden zu zerstreuen 49 .<br />
Anders als die ZVfD agierten die Staatszionisten unter der illusionären Vorstellung,<br />
daß es möglich sei, zwischen Zionismus und Nationalsozialismus - als zwei gleichberechtigten<br />
und gleichwertigen nationalen Bewegungen - eine tragfähige Arbeitsbeziehung<br />
herzustellen, die geleitet wäre vom gemeinsamen Ziel der jüdischen Auswanderung<br />
und von gegenseitigem Respekt. Nichts konnte freilich von den<br />
Realitäten weiter entfernt sein. Was <strong>für</strong> alle anderen jüdischen Organisationen galt,<br />
galt auch <strong>für</strong> die Zionisten: Das Verhältnis zwischen ihnen und dem NS-Regime<br />
war und blieb ein Verhältnis der Ungleichheit und der einseitigen Ausbeutung. Tatsächlich<br />
akzeptierten die Nationalsozialisten weder die Revisionisten noch die<br />
ZVfD oder eine andere jüdische Organisation als ebenbürtigen Verhandlungspartner.<br />
4. Das Haavara-Abkommen von 1933<br />
Im Rahmen der generellen Verlagerung des deutschen Außenhandels, die von den<br />
traditionellen Partnerländern in Westeuropa und Nordamerika weg- und nach<br />
Nord-, Ost- und Südosteuropa sowie nach Südamerika hinführte, wuchs in den<br />
dreißiger Jahren auch dem Nahen Osten eine zunehmend wichtige Rolle zu 50 . Die<br />
Stoßrichtung des deutschen Exports zielte dort vor allem auf den Irak, den Iran und<br />
auf Ägypten, sowohl wegen der vergleichsweise großen Bevölkerung dieser Länder<br />
als auch wegen ihrer relativen Unabhängigkeit von England und Frankreich 51 . Eine<br />
Sonderrolle in der deutschen Außenhandelspolitik im Nahen Osten nahm Palästina<br />
ein: Der Handel mit dem Mandatsgebiet war nahezu ausschließlich bestimmt von<br />
dessen Stellung als Heimstätte der Juden und der rapiden Wirtschaftsentwicklung,<br />
die die zionistische Bewegung dort in Gang gebracht hatte. Wegen der Boykott-<br />
Bewegung in Palästina und den übrigen Ländern des Nahen Ostens operierte das<br />
Kabinett Hitler zunächst zwar recht vorsichtig 52 , griff dann aber wie die Vorgänger-<br />
49 AA und Gestapo verfolgten die Aktivitäten der beiden revisionistischen Bewegungen im Ausland<br />
sehr genau, vor allem in Zusammenhang mit der Boykott-Bewegung; PA/AA, Inland II A/B,<br />
83-63, Bd. 3, Geheimes Polizeiamt an AA vom 6.2. 1935, und 83-20, Bd. 3, Konsulat Genf an AA<br />
vom 20. 9. 1935.<br />
50 Vgl. Rudolf Rahn, Ruheloses Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen, Düsseldorf 1949, S. 120.<br />
51 Bundesarchiv Koblenz (BA), R/7-VI, 222/2, RMW Nr. 35 vom 5.4.1938.<br />
52 PA/AA, Pol. Abt. III, Politik 2-Palästina, Bd. 1, DGK Jerusalem an AA vom 28. 3. 1933; vgl. auch<br />
Werner Feilchenfeld u. a., Haavara-Transfer nach Palästina und Einwanderung deutscher Juden<br />
1933-1939, Tübingen 1972, S. 28 f.