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Anhang - Institut für Zeitgeschichte

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Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1939 373<br />

Blumenfeld mit dem Argument, die Juden würden ein solches Treffen niemals verstehen,<br />

geschweige denn akzeptieren, und zwar vor allem deshalb nicht, weil die<br />

Nationalsozialisten schließlich noch nicht an der Macht seien 22 .<br />

Das Hauptaugenmerk der zionistischen Bewegung in der Weimarer Zeit galt eindeutig<br />

Palästina. Die ZVfD konzentrierte ihre Anstrengungen vor allem darauf,<br />

deutsche Juden <strong>für</strong> die Idee des Zionismus zu gewinnen und sie auf Palästina vorzubereiten.<br />

Den Kampf gegen den Antisemitismus betrachtete man als ein zwar natürliches,<br />

aber nutzloses Anliegen der größeren, liberalen und auf Assimilation setzenden<br />

jüdischen Organisationen. Mit Unterstützung der Zionistischen Weltorganisation<br />

knüpfte die ZVfD enge Beziehungen zu den Weimarer Regierungen und<br />

bemühte sich erfolgreich um eine prozionistische, <strong>für</strong> ein Palästina-Mandat eintretende<br />

deutsche Außenpolitik. Die innenpolitische Zusammenarbeit mit dem Weimarer<br />

Staat erstreckte sich vor allem auf das Ziel, bei Juden wie Nichtjuden Unterstützung<br />

<strong>für</strong> die deutsche Palästina-Politik zu mobilisieren 23 . Man suchte die deutschen<br />

Juden davon zu überzeugen, daß die Ziele und Interessen der Zionisten deckungsgleich<br />

seien mit denen Deutschlands und die zionistische Politik somit im deutschen<br />

Interesse liege. Die ZVfD schätzte die Zusammenarbeit mit den deutschen Regierungen<br />

vor 1933 als ideologisch reibungslos und konstruktiv. Solange sie loyale<br />

deutsche Staatsbürger blieben, spielte es im politischen Klima der Weimarer Republik<br />

keine Rolle, ob sich die Juden lediglich als Juden verstanden oder als Zionisten.<br />

Nach 1933 freilich konnten Juden nur noch Juden sein; ob Zionisten oder nicht, sie<br />

galten als verabscheute und nicht zu duldende Feinde.<br />

Erst nach der Verabschiedung des Parteiprogramms der NSDAP im Februar 1920<br />

gewannen Hitlers Erklärungen zur „Judenfrage" in Deutschland eine internationale<br />

Dimension 24 . Speziell die Vorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung - mit<br />

den Zwillingen internationaler Bolschewismus und zionistische Bewegung als ihren<br />

Agenten - entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Eckpfeiler der nationalsozialistischen<br />

Ideologie. Im Frühjahr 1920 ließ Hitler die Unterscheidung zwischen Ostund<br />

Westjuden erstmals fallen und postulierte den Kampf gegen die Juden als ein<br />

internationales Problem. Auf einer Parteiversammlung am 31. Mai erklärte er, die<br />

„Judenfrage" sei nicht nur <strong>für</strong> Deutschland, sondern <strong>für</strong> ganz Europa von entscheidender<br />

Bedeutung und die jüdische Rasse in ihrer Gesamtheit der Feind Europas 25 .<br />

Daß Hitlers Reden im Hinblick auf die „Judenfrage" nach 1920 eine neue<br />

Dimension anzunehmen begannen, läßt sich wenigstens zum Teil auf den Einfluß<br />

22 Vgl. Nicosia, Revisionist Zionism II, S. 248.<br />

23 Vgl. Francis R. Nicosia, Weimar Germany and the Palestine Question, in: Yearbook of the Leo<br />

Baeck <strong>Institut</strong>e 24 (1979), S. 321-345; Joseph Walk, Das Deutsche Komitee Pro-Palästina<br />

1926-1933, in: Bulletin des Leo Baeck <strong>Institut</strong>s 15 (1976), S. 162-193.<br />

24 Vgl. Günter Schubert, Anfänge nationalsozialistischer Außenpolitik, Köln 1963, S. 13-16; Ernst<br />

Deuerlein, Hitlers Eintritt in die Politik und die Reichswehr, in: VfZ 7 (1959), S. 212.<br />

25 Völkischer Beobachter vom 5. 6. 1920.

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