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Anhang - Institut für Zeitgeschichte

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Renaissance und Zerstörung der kommunalen Selbstverwaltung in der SBZ 493<br />

Kontakten zwischen Kommunalpolitikern in Ost- und Westdeutschland gekommen<br />

wäre. Noch im Januar 1950 fand beispielsweise ein Besuch der Delegation des Stuttgarter<br />

Gemeinderates unter Oberbürgermeister Dr. Klett in Dresden statt, der im<br />

April 1950 von einer Delegation der Stadt Dresden unter Oberbürgermeister Weidauer<br />

erwidert wurde 128 . Bei der im November 1951 in Dresden stattfindenden<br />

kommunalen Arbeitstagung deutscher Städte und Gemeinden waren die westdeutschen<br />

Teilnehmer allerdings ohne offizielles Mandat anwesend 129 . In der SBZ und<br />

später in der DDR blieben die Städte zunächst ohne einen kommunalen Spitzenverband.<br />

Es gab zwar auf Länderebene Treffen von Bürgermeistern 130 , doch wurde erst<br />

1955 in Dresden der „Deutsche Städte- und Gemeindetag" der DDR gegründet.<br />

Die kommunalpolitische Handlungsfreiheit, welche die Städte in der SBZ zumindest<br />

bis 1948 genossen, wurde im Zuge der raschen zentralistischen Umstrukturierung<br />

schließlich aber doch sehr stark eingeengt 131 . In zwei Bereichen war die Selbstverwaltung<br />

der Städte ohnehin von vorneherein eingeschränkt gewesen. Die Polizei,<br />

laut Gemeindeordnung an sich unter kommunaler Verwaltungskontrolle, wurde<br />

schon sehr bald zentral gesteuert, anfangs durch die Provinzial- und Länderpolizeibehörden,<br />

später durch die Deutsche Verwaltung des Innern. Bis 1948 waren die<br />

städtischen Polizeipräsidien der kommunalen Verwaltungskontrolle sukzessive entzogen<br />

worden. Der zweite Bereich, in dem die kommunale Verwaltungsführung<br />

von vorneherein eingeschränkt wurde, war das Schulwesen. Die Schulräte in den<br />

Kreisen sowie die städtischen Schulreferenten wurden schon bald von den zuständigen<br />

Behörden bzw. den späteren Ministerien <strong>für</strong> Volksbildung auf Länder- und Provinzialebene<br />

kontrolliert, ihre Tätigkeit nach Bildung der Zentralverwaltung <strong>für</strong><br />

Volksbildung im August 1945 zunehmend zentralistisch gesteuert.<br />

Auf wirtschaftlichem Gebiet fanden Eingriffe in die kommunale Selbstverwaltung<br />

verstärkt nach der Gründung der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) im<br />

Juni 1947 statt. Daß die gemeindewirtschaftliche Tätigkeit schon davor eingeschränkt<br />

bzw. behindert worden war, geht aus einer Denkschrift hervor („Die kommunale<br />

Selbstverwaltung im neuen Deutschland"), die die Oberbürgermeister von<br />

128<br />

Bericht des Oberbürgermeisters (Anm. 107) sowie Bericht der Dresdener Delegation über den<br />

Besuch der Stadt Stuttgart (25.-27. April 1950). Auszug aus der stenographischen Niederschrift<br />

über die 8. (75.) öffentliche Sitzung der Stadtverordneten zu Dresden am 11. Mai 1950, in: Stadtarchiv<br />

Stuttgart.<br />

129<br />

Vgl. Kommunale Arbeitstagung deutscher Städte und Gemeinden in Dresden vom 9.-11. November<br />

1951, Berlin (Ost) 1951.<br />

130<br />

So berichtet der damalige Bürgermeister von Jena, Heinrich Troeger (Anm. 50), über eine Konferenz<br />

der Oberbürgermeister von Sachsen und Thüringen in Jena, die allerdings das Mißtrauen<br />

sowjetischer Militärdienststellen hervorgerufen habe und nicht wiederholt werden durfte (Oberbürgermeister<br />

in Jena. Aus den Erinnerungen von Dr. Heinrich Troeger. Dokumentation von Thilo<br />

Vogelsang, in: VfZ, H. 4, 1977, S. 889-930, hier: S. 920). Über mehr oder weniger regelmäßige<br />

informelle Zusammenkünfte von Bürgermeistern berichtet auch der Zittauer Oberbürgermeister<br />

Hans Bender (Interview des Verf. am 28. Sept. 1983, vgl. Anm. 100).<br />

131<br />

Zu dieser Entwicklung vgl. Joachim Türke, Demokratischer Zentralismus und kommunale Selbstverwaltung<br />

in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, Göttingen 1960.

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