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EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...

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sondern gemeinsame Überlegungen <strong>und</strong> Strategien für eine offene Zukunft.<br />

Prinzipiell geht es um die Aneignung <strong>und</strong> Instrumentierung von Vielfalt <strong>und</strong><br />

Reichtum der Kulturalität.<br />

Darüber hinaus zeigt die Entwicklung, deren Suchstrahlen in die Zukunft, ein<br />

merkwürdiges dialektisches Bild. Werteinstellungen <strong>und</strong> ihre Kontexte folgen<br />

dem Rhythmus von These <strong>und</strong> Antithese, von Trend <strong>und</strong> Gegentrend. Jeder<br />

Trend ist selbst ein Gegentrend oder er erzwingt einen anderen Gegentrend.<br />

Beispiele für solche Widersprüche sind die Globalisierung <strong>und</strong> als Gegentrend:<br />

Heimat <strong>und</strong> Heimweh, Anker <strong>und</strong> Verwurzelung. Der Beschleunigungstrend<br />

mit seiner ständigen Veränderung erzwingt den Wunsch nach Entschleunigung,<br />

Langsamkeit <strong>und</strong> Stabilität. Die stetige Virtualisierung <strong>und</strong> Künstlichkeit<br />

unseres Lebens erzeugt den Wunsch nach Authentizität, Unverfälschtheit,<br />

Echtheit <strong>und</strong> so weiter.<br />

Wir reden oft von den Menschen <strong>und</strong> der Menschheit. Doch zwischen den<br />

Menschen <strong>und</strong> dem großen Ganzen (dem Geist, der Geschichte der Europäischen<br />

Union usw.) gibt es noch einen anderen Bereich, wo die Menschen in<br />

ihrer Vielfalt konkret da sind. Menschen, die sich voneinander unterscheiden,<br />

unterschiedliche Interessen verfolgen <strong>und</strong> durch Handeln kulturelle <strong>und</strong> politische<br />

Wirklichkeit hervorbringen. Dieser Bereich der Pluralität, der Verschiedenheiten,<br />

der effektiv gelebten Differenz der Einzelnen verschwindet allzu leicht in<br />

den kollektivistischen (politischen, religiösen, bürokratischen) Konzepten. Wesentlich<br />

ist es aber zu lernen, dass wir von Menschen umgeben sind, die anders<br />

sind: die wir nicht oder nicht gut verstehen, die wir lieben, hassen, die uns<br />

gleichgültig oder rätselhaft sind, von denen uns ein Abgr<strong>und</strong> trennt oder nicht.<br />

Es ist notwendig, sich diese Fülle von Bezugsmöglichkeiten vor Augen zu halten.<br />

Wir müssen nicht nur mit Unterschieden leben, sondern auch denken <strong>und</strong><br />

bedenken lernen (Reflexivität). Das bedeutet, dass wir uns positiv von der Verschiedenheit<br />

der Menschen herausfordern lassen <strong>und</strong> die Probleme <strong>und</strong> Chancen<br />

kreativ aufnehmen, die sich daraus für unser Zusammenleben ergeben.<br />

Daher ist heute für die Menschen nicht nur die Sehnsucht nach Vertrautheit<br />

entscheidend, nach romantischen Naturerlebnissen oder glitzernder Eventisierung,<br />

sondern es wächst der hartnäckige Wunsch nach Wissen <strong>und</strong> Bildung in<br />

einem durchaus konventionellen Sinn: als kulturelle Aneignung <strong>und</strong> Kompetenz.<br />

Dies wird in vielfältigen Bereichen deutlich, wie der <strong>Kunst</strong>, den Sprachformen,<br />

der Musik <strong>und</strong> ihrer Ausdruckskraft oder in unserem alltäglichen Lebensstil. Die<br />

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