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EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...

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als Einakter in Stuben <strong>und</strong> Gasthäusern aufgeführt werden, unterteilt werden.<br />

Fast alleiniger Vertreter der ladinischen Dichter einer so genannten verspäteten<br />

Klassik, oder exakter Romantik, ist Angelo Trebo (1862–1888) aus La Pli de<br />

Mareo/Enneberg Pfarre. Wir haben heute 27 Gedichte <strong>und</strong> zwei Theaterstücke<br />

von Agno Trebo: Le ciastel dles Stries (Das Hexenschloss) aus dem Jahre 1884<br />

<strong>und</strong> Le scioz da San Jênn (Der Schatz des Heiligen Johannes). Es sind dies die<br />

ersten belegbaren Aufführungen ladinischer Volksstücke im Gadertal. Doch<br />

Agno Trebo war ein Poet. Die Gedichte Trebos sind keine Gelegenheits- oder<br />

Zufallsgedichte mehr. Er beabsichtigte die ladinische Volkslyrik auf eine höhere<br />

Ebene zu heben. Wir finden darin eine starke „psychologische Individualisierung”,<br />

wie sie das Ladinische noch nicht kannte. Trebos Gedichte sind durchtränkt<br />

mit romantischen Themen wie die große Liebe zur Natur, Einsamkeit,<br />

Heimweh, Trennung, Liebesschmerz, Schicksalsschläge, Hoffnung <strong>und</strong> der Tod.<br />

Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende ist in Ladinien ein deutlicher kultureller Aufschwung<br />

feststellbar: die erste Union Ladina, gegründet 1905 von ladinischen Studenten<br />

in Innsbruck im Rahmen des Tiroler Volksb<strong>und</strong>es, die ersten ladinischen<br />

bzw. zweisprachigen Zeitungen L’amik di Ladins (Der Ladinerfre<strong>und</strong>) 1905 <strong>und</strong><br />

Der Ladiner 1908 des Grödners Wilhelm Moroder, die jeweils in drei bzw. zwei<br />

Nummern erschienen, die Geburt des Calënder de Gherdëina von 1911–1912<br />

bzw. des Calënder ladin von 1913–1915 mit zahlreichen Gedichten <strong>und</strong> Prosatexten,<br />

die intensiven kulturellen Aktivitäten für Sprache <strong>und</strong> Sagenforschung<br />

des Fassaners Hugo De Rossi <strong>und</strong> des Gadertaler Gelehrten <strong>und</strong> Poeten Jan<br />

Batista Alton.<br />

Was sich zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts in Ladinien mit talübergreifendem<br />

Geist so vielversprechend anbahnte, wurde vom Ersten Weltkrieg, dem Nazifaschismus,<br />

der Wirtschaftskrise <strong>und</strong> schließlich von der Option <strong>und</strong> dem<br />

Zweiten Weltkrieg wieder zunichte gemacht. Erst 1948 erfolgte die Wiederaufnahme<br />

der Veröffentlichung des Grödner Jahreskalenders Calënder de Gherdëina<br />

<strong>und</strong> 1962 schließlich auch des Calënder Ladin für das Gadertal. 1954<br />

wurde von der Union di Ladins de Gherdëina (ULG) in Urtijëi/St.Ulrich die Cësa<br />

di Ladins (das Haus der Ladiner) errichtet, bis heute auch Sitz der Union Generela<br />

di Ladins dla Dolomites, Dachorganisation der Ladiner aller fünf Talschaften.<br />

In der Cësa di Ladins ist auch das Museum de Gherdëina untergebracht,<br />

eine ladinische Fachbibliothek <strong>und</strong> ein Theatersaal. Das Haus war auch Sitz der<br />

ladinischen Wochenzeitschrift La Usc di Ladins <strong>und</strong> von 1994 bis 2001 des<br />

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