EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...
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ist von Anfang an, seit den ersten Mythenerzählungen, ein multikultureller Lernprozess<br />
von globaler Dimension. Das heißt, im europäischen Bewusstsein<br />
existieren das Eigene <strong>und</strong> das Fremde nicht isoliert, sondern schon immer als<br />
kreativer Aneignungsprozess kultureller Differenz. 4. Dabei sind die kulturellen<br />
Werte <strong>und</strong> die Wertevielfalt als kreatives Prinzip einzelner regionaler Kulturen<br />
der kreative Motor einer pluralisierenden Ethik. Das einheitsstiftende Regulativ<br />
bilden dabei die Menschenrechte. Genau dies bildet den Reichtum in Alltagskultur<br />
<strong>und</strong> Lebensstil, in Geschmackstraditionen sowie in einer weiteren Fülle<br />
von symbolischen <strong>und</strong> sensitiven Erlebnissen. Auch in der Vielfalt europäischer<br />
Sprachkulturen <strong>und</strong> Dialekte herrscht Differenz als reiches <strong>und</strong> schöpferisches<br />
Element, überschreitet Grenzen, verbindet verschiedene Sprachen im gemeinsamen<br />
Klang des Liedguts oder in der Form von Festen an gemeinsamer Tafel.<br />
5. Dies bewirkt, dass Kennerschaft <strong>und</strong> Kenntnis regionaler Kulturen nicht bloß<br />
eine Prestigenorm sind, sondern Bildungsgr<strong>und</strong>lage des polyglotten Europäers.<br />
Man muss über <strong>Kunst</strong>genuss <strong>und</strong> Lebensart Bescheid wissen. Man beginnt,<br />
den autonomen Geschmack der Regionen als großes Erbe zu behüten (Slow<br />
Food) <strong>und</strong> die biologische Vielfalt des Essens zu bewahren (terra madres). Insofern<br />
erweist sich Regionalität als Erfolgsrezept in einer Dialektik von Abgrenzung<br />
<strong>und</strong> Entgrenzung.<br />
Aus den unterschiedlichen Beiträgen lässt sich folgendes Resümee hervorheben:<br />
1. Regionale Kulturen profitieren stark von ihrer Offenheit, ihrem Mut, Traditionen<br />
neu zu definieren <strong>und</strong> mit dieser Definition auch Neues zuzulassen.<br />
2. Regionen werden von den Menschen als Emotionsdienstleistungen begriffen,<br />
als Betätigungsfeld ihrer ästhetischen Selbstinszenierung <strong>und</strong> Repräsentation.<br />
3. Die Regionen brauchen eine kooperative Sozialtechnik <strong>und</strong> Politik, deren<br />
Standbeine kulturelles Erbe, immaterielle Werte <strong>und</strong> ästhetische Attraktivität<br />
sind. 4. Am erfolgreichsten sind Regionen, wenn sie sich selbst als vielschichtige<br />
Erzählungen darstellen. Denn letzten Endes entscheidet im Tourismus die<br />
emotionale Reichweite, also die sanften Faktoren. So gelingt es auch, Regionen<br />
als visuelle <strong>und</strong> verbale Codierungen darzustellen <strong>und</strong> dies ist für eine<br />
erfolgreiche Markenbildung wichtig. 5. Schließlich ist es ganz deutlich, dass<br />
Regionen Marken in einem handfesten wirtschaftlichen Sinn sind, bei dem es<br />
den vorhandenen Reichtum auszuschöpfen gilt.<br />
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