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EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...

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Doch hier in Triest ist längst zu erleben <strong>und</strong> insbesondere zu lesen, wie sehr<br />

Kulturschaffende <strong>und</strong> hier insbesondere die Schriftsteller in großen europäischen<br />

<strong>und</strong> großen geistigen Dimensionen gedacht <strong>und</strong> geschrieben haben,<br />

<strong>und</strong> das unabhängig von <strong>und</strong> lange vor vielen EU-Politikern. Autoren wie Claudio<br />

Magris <strong>und</strong> Boris Pahor haben in ihren Werken nicht nur viele europäische<br />

Zusammenhänge geschildert, sondern auch auf das Disparate, das Kleine, das<br />

Detail – was im EU-Jargon überflugsartig als „kultureller Reichtum“ bezeichnet<br />

wird – hingewiesen <strong>und</strong> es so vor dem Vergessen bewahrt.<br />

Vor allem Boris Pahor erinnert in seinen Werken an jene, die in den großen<br />

Strömen der europäischen Geschichte untergegangen sind, wie an die slowenische<br />

Minderheit in Triest, die unter Mussolini ebenso gesch<strong>und</strong>en war wie<br />

unter Hitler <strong>und</strong> dann – nach 1945 – entweder fälschlich mit den jugoslawischen<br />

Partisanen gleichgestellt oder vergessen wurde.<br />

Wer nach Triest kommt <strong>und</strong> hier das Europäische sucht, kann drei bedenkenswerte<br />

Besonderheiten wahrnehmen: Erstens ist hier zu entdecken, wie<br />

vorzüglich, ja, selbstverständlich, slowenischer Pršut (Rohschinken) mit Wein<br />

aus Venetien oder Friaul korrespondiert.<br />

Zweitens verw<strong>und</strong>ert die Bahnstrecke: Wer von Österreich, auch von Wien,<br />

nach Triest fährt, zuckelt in einem Regionalzug aus Udine oder Venedig in die<br />

geschichtsträchtige, so sehr österreichische wie italienische <strong>und</strong> slowenische<br />

Hafenstadt wie ans Ende einer Sackgasse. Was für ein Traum: die Südbahnstrecke<br />

Wien-Triest wieder in Schwung bringen!<br />

Und drittens bietet kein anderes Medium so viele Einblicke in das Große <strong>und</strong><br />

in die Kleinigkeiten dieser Region sowie in ihre europäischen Vernetzungen<br />

wie die Literatur, wenngleich dabei zu bedenken ist, dass sich in dieser Stadt<br />

ein großer Italiener <strong>und</strong> ein großer Slowene – diesfalls Italo Svevo <strong>und</strong> Ivan<br />

Cankar – aufhielten, ohne einander zu begegnen. Jedenfalls: Wer in Triest<br />

Europa in seinen Verbindungen <strong>und</strong> Entfremdungen erspüren will, wird zum<br />

Lesenden.<br />

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