EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...
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Alternativen dar, die zwischen Amerikanismus <strong>und</strong> Bolschewismus schwanken.<br />
Wobei der Bolschewismus mittlerweile keine reale Option mehr ist, bleiben<br />
nur mehr zwei mit dem Amerikanismus verb<strong>und</strong>ene sowie als eine weitere<br />
Eventualität: das Chaos. Und obwohl Friedell es ausschließt, dass eine der fünf<br />
Möglichkeiten wirklich werden könnte, weil die Weltgeschichte keine Gleichung<br />
ist, scheinen mir doch die verbliebenen drei Eventualitäten heute tendenziell<br />
näher als von Friedell prognostiziert.<br />
Der Tod des Menschen als Abschied vom Menschenideal des Humanismus<br />
aufgr<strong>und</strong> der Mediatisierung der Gesellschaft scheint durch den Masseneremiten<br />
verwirklicht worden zu sein. Die Reduktion des Wertekanons auf den Mehrwert,<br />
die völlige Ökonomisierung aller Facetten unserer Kultur <strong>und</strong> die Homogenisierung<br />
sowie Unifizierung der meisten Bereiche unseres Lebens sind nicht<br />
zu leugnen. Ebenso wenig ist zu übersehen, dass die Urbanisierung unserer<br />
Kultur sehr weit fortgeschritten <strong>und</strong> der Antagonismus zwischen Land <strong>und</strong><br />
Stadt weitestgehend außer Kraft gesetzt ist.<br />
Der fruchtbare Widerstreit von Erde <strong>und</strong> Welt (Heidegger) ist für Welt ausgegangen.<br />
Wobei Erde in dem Zusammenhang als Konkretheit des Ortes zu verstehen<br />
ist, als Konkretion menschlichen Tuns. Dieses Tun stößt stets an Grenzen,<br />
überwindet diese Grenzen, um erneut an Grenzen des Machbaren zu stoßen:<br />
als Entwurf immer wieder neu zu denkender Daseinsmöglichkeiten.<br />
Im Italienischen <strong>und</strong> Slowenischen lässt sich dies wörtlich verstehen. Die<br />
‚Wörtlichkeit’ pointiert den gr<strong>und</strong>legenden Antagonismus: Erde ist zemlja (w)<br />
im Slowenischen, la terra im Italienschen. Welt ist männlich: svet slowenisch, il<br />
mondo italienisch. Welt ist die Sphäre des Projekts, Dimension der Kalkulation,<br />
Computation. Grenzen verweisen hier auf keine neuen Möglichkeiten, sondern<br />
bedeuten scheitern. Nicht länger con-finium, sondern finis.<br />
Um es mit Habermas zu unterstreichen: das Wechselspiel zwischen System<br />
<strong>und</strong> Lebenswelt, jenen beiden Weisen der Wahrnehmung von Gesellschaft<br />
durch die Einzelnen, hat sich stark zugunsten des systemischen <strong>und</strong> kodifizierten<br />
Bereichs verschoben. Wobei hier „System“ dem Heidegger’schen Welt-<br />
Begriff, Lebenswelt der „Erde“ konnotiert. Bei Spengler wären es wohl Zentrum<br />
<strong>und</strong> Peripherie.<br />
Die Aufhebung des Antagonismus von Zentrum <strong>und</strong> Peripherie hat sich den<br />
Menschen verinnerlicht. Der Vorgang der inneren Kolonisation – wie ihn Habermas<br />
nennt – hat den Menschen Lebenswelt abgerungen, ihnen für die Preis-<br />
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