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EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...

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dass der Triestiner Raum, freilich immer mehr Erinnerungsraum, an Bedeutung<br />

verloren hätte: „Auch mit Triest hat er nie gebrochen. Immer wieder sind er<br />

<strong>und</strong> seine Frau – nach Jahren des Zauderns – dorthin zurückgekehrt. Daran<br />

erinnerte er sich: wie er jedes Mal von neuem darüber gestaunt hat, wie sehr<br />

er sich in dieser Stadt heimisch fühlte, wider Willen heimisch …“ 29<br />

Zu nennen ist hier deshalb eines der Lebensprojekte, das Raim<strong>und</strong> de facto<br />

fertig gestellt hat, für das es aber am Verleger mangelt: die Ausgabe von Gedichten<br />

des Triestiner Lyrikers Virgilio Giottis. Vielleicht kann von dieser Tagung<br />

ein Impuls ausgehen, dieses Projekt zu realisieren.<br />

Die vorgestellten Beispiel-Konstellationen könn(t)en natürlich durch andere<br />

substituiert oder erweitert werden; Vollständigkeit lautet hier nicht das Ziel.<br />

Wenn – abschließend – <strong>und</strong> ins Fragment (für Adorno bekanntlich das „Echtheitssiegel“<br />

<strong>und</strong> somit Zertifikat der Moderne) auslaufend ein Resümee anvisiert<br />

werden darf, dann dieses: dass Triest <strong>und</strong> sein Raum (topographisch-kulturell)<br />

geradezu gesegnet war <strong>und</strong> ist von Potentialen, wie sie in dieser Form<br />

kaum in einer Stadt vergleichbarer Größe anzutreffen sind. Dass sich dies in<br />

die Gegenwart – wieder unter neuen Vorzeichen, d.h. stärker globalisierungsbedingt<br />

oder auch von regionaler Konfliktualität her geprägt fortsetzt, zeigt sich<br />

mittlerweile an der Präsenz von AutorInnen, die es aus verschiedenen Teilen<br />

der Welt hierher verschlagenen hat, aus näheren wie Istrien, wenn ich an Kenka<br />

Lekovich denke <strong>und</strong> ihre an Vocci gemahnenden Pastiche-Texte aus Sprache,<br />

Dialekt-Experiment, kulinarischen Genüssen <strong>und</strong> politisch motivierten<br />

Ent-Ortungs-Erfahrungen wie z.B. im Band La strage degli Anatroccoli (1995)<br />

oder im Radio-Essay I speak Gulasch 30 . Oder aus ferneren wie Algerien <strong>und</strong><br />

Argentinien, wenn die Namen Khaled Fouad Allam oder Juan Octavio Prenz<br />

fallen. Die Liste ließe sich mittlerweile um einige weitere Namen verlän-<br />

gern, – <strong>und</strong> das scheint mir auch als Anregung für ein ‚neu zu denkendes<br />

Europa’ zu stehen <strong>und</strong> gilt es, künftig noch mehr fruchtbar zu machen.<br />

29 Raim<strong>und</strong>, Hans, Wo ist hier bitte der Ausgang? Trieste! Hello Good Bye!, in: Ders., Vexierbilder. Aus<br />

den Hochstrasser Heften, Salzburg 2007, 66–77, hier 71.<br />

30 Vgl. Lekovich, Kenka, I speak Gulasch <strong>und</strong> andere Texte, hrsg. u. übers. v. Primus-Heinz Kucher, Klagenfurt/Celovec<br />

2006, bes. 9–63 (Radio-Essay, dt/ital.).<br />

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