EUROPA NEU DENKEN - Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst ...
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liegt in der Mitte zwischen Süd <strong>und</strong> Nord, zwischen Berg <strong>und</strong> Ebene,<br />
zwischen dem Heroischen <strong>und</strong> dem Idyllischen. Salzburg liegt als Bauwerk<br />
zwischen dem Städtischen <strong>und</strong> dem Ländlichen, dem Uralten <strong>und</strong><br />
dem Neuzeitlichen, dem barocken Fürstlichen <strong>und</strong> dem lieblich, ewig<br />
Bäuerlichen. Mozart ist der Ausdruck von alledem. Das mittlere Europa<br />
hat keinen schöneren Raum <strong>und</strong> gerade hier musste Mozart geboren<br />
werden.“<br />
Europa müsse sich in Salzburg manifestieren, denn<br />
„Herder <strong>und</strong> Napoleon haben den Glauben an Europa besessen, Goethe<br />
<strong>und</strong> die Französische Revolution begegnen sich in ihm. Der Glaube an<br />
Europa ist das F<strong>und</strong>ament unseres geistigen Daseins. Alles kommt<br />
darauf an, dass er durch aufbauende Taten immer wieder bekannt<br />
werde.“<br />
Die Festspiele als ein Projekt gegen die Krise nach dem Ersten Weltkrieg, die<br />
Sinnkrise, den Werteverlust, die Identitätskrise des einzelnen Menschen, aber<br />
auch ganzer Völker.<br />
Hugo von Hofmannsthal ließ sich daher auch damals nicht von der Frage provozieren,<br />
an wen sich die Festspiele eigentlich richten, an die Gebildeten oder<br />
an die Masse? Seine Antwort: „Wer den Begriff des Volkes vor der Seele hat,<br />
weist diese Trennung zurück.“ Nicht Luxus, sondern Lebensmittel für alle nach<br />
den furchtbaren Zeiten des Krieges.<br />
„Österreich hat Grillparzer <strong>und</strong> Karl Kraus, es hat Hermann Bahr <strong>und</strong> Hugo von<br />
Hofmannsthal, für alle Fälle auch die Neue Freie Presse <strong>und</strong> den Esprit de Finesse“,<br />
aber trotzdem, es gäbe „nicht eine österreichische Kultur, sondern nur<br />
ein begabtes Land, das einen Überschuss an Denkern, Dichtern, Schauspielern,<br />
Kellnern <strong>und</strong> Frisören erzeugt“.<br />
So lautete 1919 in „Buridans Österreicher“ Robert Musils literarisches Attest.<br />
Musil überträgt den unter Logikern beliebten Fall von Buridans Esel auf den<br />
mentalen Zustand der Österreicher. Das arme Tier steht verzweifelt zwischen<br />
zwei Heubündeln, die genau gleich frisch <strong>und</strong> gleich groß sind. Ohne Anstoß<br />
von außen scheitert der Esel jedoch an der Qual der Wahl, verhungert elend,<br />
stirbt, weil er sich nicht entscheiden kann. Diesen Fall der tödlichen Unentschlossenheit<br />
bezieht Musil auf die seiner Meinung nach dringend nötige Entscheidung<br />
Österreichs für eines der zwei Heubündel, die Donauföderation<br />
oder Großdeutschland, <strong>und</strong> empfiehlt den Anschluss an Deutschland als die<br />
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