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JUSTIÇA NO EXTERIOR •<br />
FRANKSURTER ALLGEMEINE (BL) • POLITIK • 20/9/2011 • 13:37:29<br />
Straßburg: Russland begrüßt Urteil im Yukos-Prozess<br />
Moskau habe keine „versteckte Enteignung“ oder „absichtliche Zerstörung“ des<br />
Erdölkonzerns Yukos vorgenommen, urteilt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.<br />
Zugleich beanstandeten die Richter allerdings Grundrechtsverletzungen bei den<br />
Steuerverfahren gegen Chodorkowski.<br />
Im Milliardenprozess um den<br />
zerschlagenen russischen<br />
Ölkonzern Yukos hat Moskau<br />
das Urteil des<br />
Europäischen Gerichtshofs<br />
für Menschenrechte (EG-<br />
MR) begrüßt. „Das Gericht<br />
hat die Anschuldigungen an<br />
die Adresse Russlands, dass<br />
die Verfolgung von Yukos<br />
politisch motiviert und repressiv<br />
gewesen war,<br />
vollständig abgelehnt - ebenso<br />
eine angebliche Diskriminierung<br />
durch die russische<br />
Regierung.“ Das teilte das<br />
Justizministerium in Moskau<br />
am Dienstag nach Angaben<br />
der Agentur Interfax mit.<br />
Unmittelbar zuvor hatte das<br />
Gericht in Straßburg sein<br />
Urteil verkündet und das<br />
juristische Vorgehen gegen<br />
den Konzern für rechtens<br />
erklärt. Russland sehe sich in<br />
seiner Position bestätigt, teilte<br />
das Ministerium in Moskau<br />
mit. Die Behörden hätten<br />
in dem damaligen Steuerverfahren<br />
nicht in der Absicht<br />
gehandelt, das Eigentum von<br />
Yukos einzuziehen, um die<br />
Gesellschaft zu zerschlagen.<br />
Auch<br />
Russlands<br />
Bevollmächtigter am Gericht<br />
in Straßburg, Georgi Matjuschkin,<br />
zeigte sich zufrieden.<br />
„Das Gericht hat keine<br />
Verstöße gegen Artikel 18<br />
der Menschenrechtskonvention<br />
gesehen und keine politische<br />
Verfolgung (von Yukos)<br />
anerkannt“, sagte er.<br />
„Man muss die Begründung<br />
abwarten. Aber ich betone:<br />
Insgesamt bin ich mit dem<br />
Urteil zufrieden.“<br />
Keine „versteckte Enteignung“<br />
Der frühere Yukos-<br />
Topmanager Michail Chodorkowski<br />
sitzt seit 2003 in<br />
Haft. Der 48 Jahre alte Kremlkritiker<br />
sieht die Vorwürfe<br />
der russischen Justiz gegen<br />
ihn als politisch motiviert.<br />
Nun hat der Europäische<br />
Gerichtshof Russland weitgehend<br />
Recht gegeben. Moskau<br />
habe die gesetzlichen<br />
Vorgaben nicht für eine<br />
„versteckte Enteignung“ oder<br />
„absichtliche Zerstörung“ des<br />
Konzern missbraucht, urteilten<br />
die Straßburger Richter<br />
am Dienstag.<br />
Zugleich beanstandeten die<br />
Richter allerdings Grundrechtsverletzungen<br />
bei den<br />
Steuerverfahren gegen Yukos.<br />
Zu der Schadenersatzforderung<br />
der Yukos-<br />
Rechtsvertreter, welche die<br />
Rekordsumme von 71 Milliarden<br />
Euro verlangt hatten,<br />
nahm der Gerichtshof<br />
zunächst nicht Stellung. Die<br />
Entscheidung darüber sei<br />
noch nicht reif, heißt es in<br />
dem Urteil. Wann der Gerichtshof<br />
über diese Frage<br />
entscheiden wird, ist einer<br />
Sprecherin zufolge noch nicht<br />
absehbar.<br />
Aber kein fairer Prozess<br />
Chodorkowski trat in dem<br />
Verfahren nicht persönlich<br />
als Beschwerdeführer auf.<br />
Die Straßburger Richter rügten<br />
vor allem die von den<br />
russischen Behörden eingeleiteten<br />
Steuerverfahren gegen<br />
Yukos für die Jahre 2000<br />
bis 2003, die Berechnung der<br />
Strafgelder und die darauf<br />
folgenden Vollstreckungsverfahren.<br />
Auch habe die<br />
Konzernleitung nicht genügend<br />
Zeit gehabt, sich auf<br />
das Verfahren vorzubereiten.<br />
Mit diesem Vorgehen habe<br />
Russland die Grundrechte<br />
auf einen fairen Prozess und<br />
den Schutz des Eigentums<br />
verstoßen.<br />
Den zentralen Vorwurf der in<br />
London ansässigen Rechtsvertreter<br />
der Yukos Oil<br />
Company, Rußland habe eine<br />
„versteckte Verstaatlichung“<br />
des Konzerns vorgenommen,<br />
wies der Gerichtshof jedoch<br />
zurück. Gegen das von einer<br />
kleinen Kammer gefällte<br />
Urteil können beide Parteien<br />
binnen drei Monaten Rechtsmittel<br />
einlegen. Der Gerichtshof<br />
kann den Fall dann<br />
von der Großen Kammer<br />
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