22.11.2013 Views

STF NA MÍDIA

STF NA MÍDIA

STF NA MÍDIA

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Im Unterschied zu einer<br />

großen Koalition im Endstadium<br />

wollen Grüne und SPD<br />

nach der Volksabstimmung<br />

am 27. November gemeinsam<br />

weiter regieren. Mindestens<br />

fünf Jahre. Merkwürdige<br />

Verhältnisse sind das, entsprechend<br />

häufig war am Freitag,<br />

als das „Kündigungsgesetz“<br />

für die Volksabstimmung<br />

in erster Lesung im<br />

Landtag beraten wurde, von<br />

„gescheiterten Ehen“ und<br />

„Eheberatern“ die Rede. Das<br />

lag vor allem an den Bildern,<br />

die zu Wochenbeginn das<br />

Klima in Stuttgart vergiftet<br />

und den grünen<br />

Ministerpräsidenten Winfried<br />

Kretschmann zu einem ersten<br />

Machtwort gezwungen hatten:<br />

Der SPD-<br />

Fraktionsvorsitzende Claus<br />

Schmiedel, ein Bollerkopf<br />

und fulminanter Redner, für<br />

den ein neuer Bahnhof noch<br />

immer eine Errungenschaft<br />

des Fortschritts ist und Beton<br />

auch erotische Qualitäten<br />

haben kann, hatte sich lachend<br />

mit dem CDU-<br />

Landesvorsitzenden Thomas<br />

Strobl ablichten lassen. Im<br />

Parlament schwor Schmiedel<br />

dann eheliche Treue, bekannte<br />

sich zu Grün-Rot. „Sie<br />

Herr Rülke, gehören doch<br />

auch zu den Politikpaparazzi.<br />

Ich kann ihnen versichern,<br />

die Flammen lodern noch,<br />

aber nicht für Sie“, sagte er<br />

zum<br />

FDP-<br />

Fraktionsvorsitzenden Hans-<br />

Ulrich Rülke. Der fand darauf<br />

natürlich eine nicht minder<br />

wuchtige Antwort: Innerhalb<br />

der grün-roten Koalition<br />

lodere nicht die „Flamme<br />

der Liebe“, sondern die<br />

„Flamme des Hasses“. „Es<br />

geht nicht darum, die<br />

Bevölkerung einzubinden, es<br />

geht um einen Formelkompromiss,<br />

damit sie ihre Koalitionsschein-Ehe<br />

zusammen<br />

halten können“, ätzte Rülke.<br />

Bürger sehnen ein Ende des<br />

Dauerstreits herbei<br />

Die Stimmung zwischen Regierung<br />

und Opposition im<br />

„Hasenstall“, so nennen die<br />

Abgeordneten ironisch ihren<br />

fensterlosen Plenarsaal, war<br />

ziemlich vergiftet. Immer<br />

wieder verließen größere<br />

Abgeordnetengruppen der<br />

Grünen und der CDU demonstrativ<br />

den Saal. „Wir<br />

halten den Weg der Volksabstimmung<br />

für machbar,<br />

was immer man von allen<br />

Einwänden halten mag, sind<br />

damit die Argumente nicht<br />

entkräftet, die für das Projekt<br />

höhere Kosten voraussagen“,<br />

sagte die grüne Fraktionsvorsitzende<br />

Edith Sitzmann etwas<br />

unachtsam. Sie zeigte<br />

damit, dass die Grünen die<br />

Volksabstimmung politisch<br />

wollen und sich weniger als<br />

Verfassungspartei sehen.<br />

Denn die Art und Weise, wie<br />

die grün-rote Koalition nun<br />

eine Volksabstimmung herbeiführen<br />

will, ist Verfassungsrechtlich<br />

im höchsten<br />

Maße problematisch. Lange<br />

hatten CDU und FDP erwogen,<br />

gegen das Kündigungsgesetz,<br />

das Gegenstand der<br />

Volksabstimmung sein wird,<br />

vor den Staatsgerichtshof zu<br />

ziehen. Aufgrund taktischer<br />

Überlegungen und aus Furcht<br />

vor einer neuen Wutwelle der<br />

Wutbürger warfen sie ihre<br />

Pläne in dieser Woche über<br />

Bord, nicht ohne unablässig<br />

zu versichern, ihre Verfassungsrechtlichen<br />

Bedenken<br />

bestünden fort. „Wir gehen<br />

mit in die Volksabstimmung,<br />

auch wenn sie mit fragwürdigen<br />

Methoden zustande<br />

kommt“, sagte der CDU-<br />

Fraktionsvorsitzende Hauk.<br />

Die strategischen und die<br />

verfassungsjuristischen Fragen,<br />

die für die Opposition<br />

zu beantworten waren, sind<br />

in der Tat komplex: Ist es<br />

politisch sinnvoll, eine Volksabstimmung<br />

vor dem Staatsgerichtshof<br />

zu bekämpfen,<br />

an der man sich mit einem<br />

Wahlkampf beteiligen muss?<br />

Zumal Umfragen ergeben<br />

haben, dass die Bürger im<br />

Südwesten ein Ende des<br />

Bahnhofsdauerstreits herbeisehnen.<br />

Machtwort am Wochenbeginn<br />

Die Beurteilung der Erfolgsaussichten<br />

einer Klage ist so<br />

komplex wie die juristischen<br />

Fragestellungen. Für eine mit<br />

Artikel 60 der Landesverfassung<br />

herbeigeführte Volksabstimmung<br />

gibt es keine<br />

Präzedenzfälle und somit<br />

auch keine Rechtssprechung.<br />

Auch dass ein Gesetzgeber<br />

über ein Projekt noch einmal<br />

abstimmen lässt, obwohl es<br />

alle parlamentarischen Verfahren<br />

schon durchlaufen hat,<br />

ist in der Geschichte der<br />

Bundesrepublik seit 1949<br />

wohl noch nicht vorgekommen.<br />

Erschwerend kommt<br />

hinzu, dass es bis zur Volksabstimmung<br />

kein materiell<br />

vorhandenes Gesetz gibt, für<br />

das die Opposition ein Normenkontrollverfahren<br />

anstrengen<br />

kann. Ulrich Müller,<br />

ein erfahrener CDU-<br />

S T F N A M Í D I A • 2 2 d e s e t e m b r o d e 2 0 1 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . P Á G I N A 8 1

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!