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STF NA MÍDIA

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auf einem höheren demokratischen<br />

Niveau zu lösen.<br />

Herr Präsident, Sie haben<br />

gesagt, dass Sie das Vertrauen<br />

in den syrischen<br />

Präsidenten Assad verloren<br />

haben. Welche Lösung gibt<br />

es, um die Krise zu beenden<br />

und Voraussetzungen für<br />

eine Demokratie zu schaffen?<br />

Eine internationale Engreiftruppe?<br />

Ich bin gegen einen<br />

militärischen Eingriff von<br />

außen. In Syrien müsste das<br />

jetzige Regime radikale Reformen<br />

einleiten. Es darf am<br />

Mittelmeer kein Einparteiensystem<br />

mehr geben. Das<br />

syrische Volk soll in Demokratie<br />

und Freiheit leben, und<br />

es verdient, in einem System<br />

eigener Wahl zu leben. Dazu<br />

müsste Syrien zu einem Mehrparteiensystem<br />

übergehen,<br />

es müssten Wahlen für ein<br />

neues Parlament abgehalten<br />

werden, und das müsste eine<br />

neue Verfassung ausarbeiten.<br />

Darüber haben wir oft<br />

mit Assad gesprochen, offen<br />

und geheim. Aber es wird<br />

leider nichts getan. Wir haben<br />

uns immer wieder gewünscht,<br />

dass Präsident Assad<br />

radikale Reformen einleitet,<br />

aber wir sehen sie nicht,<br />

und daher habe ich keine<br />

große Hoffnung.<br />

Die Türkei hat den Einsatz<br />

der Nato in Libyen, insbesondere<br />

die Rolle Frankreichs,<br />

anfangs lautstark kritisiert.<br />

Glauben Sie im Rückblick,<br />

dass diese Intervention<br />

zum Wohl des libyschen<br />

Volkes war?<br />

In Libyen sind 50.000 Menschen<br />

getötet worden. Wir<br />

hatten uns zunächst bemüht,<br />

das libysche Problem auf<br />

dem Weg der Verhandlungen<br />

zu lösen und diesem Prozess<br />

eine Chance einzuräumen.<br />

Dann erreichten wir einen<br />

Punkt, an dem das nicht mehr<br />

möglich war und schlossen<br />

uns der Nato an. Die Intervention<br />

hatte ja begonnen,<br />

bevor die Nato das beschlossen<br />

hatte.<br />

Seit Jahren wird in der islamischen<br />

Welt unter dem<br />

Leitsatz, Srebrenica dürfe<br />

sich nicht wiederholen, die<br />

Idee einer islamischen Interventionstruppe<br />

diskutiert.<br />

Was halten Sie davon?<br />

Wenn die neue libysche Führung<br />

und das Volk es wünschen,<br />

können zur Wahrung<br />

des Friedens und der<br />

Stabilität auch Friedenstruppen<br />

aus muslimischen<br />

Ländern entsandt werden.<br />

Die einst engen türkischisraelischen<br />

Beziehungen<br />

stecken in einer tiefen Krise.<br />

Befinden sich beide Länder<br />

auf einem unabwendbaren<br />

Kollisionskurs, oder wären<br />

die Beziehungen ohne die<br />

Regierung Netanjahu besser?<br />

Wir sind an diesen Punkt<br />

gelangt, weil die heutige israelische<br />

Regierung es so<br />

gewollt hat. Das ist das Ergebnis<br />

ihrer Fehlentscheidungen<br />

und ihres inakzeptablen<br />

Verhaltens. Wir haben<br />

weder mit dem israelischen<br />

Volk noch mit den Juden in<br />

irgendeiner Weise Schwierigkeiten.<br />

Die Geschichte der<br />

Beziehungen der Türken und<br />

Juden begann schon vor mehr<br />

als 500 Jahren, als die<br />

Juden auf der Flucht vor der<br />

Inquisition waren und der<br />

osmanische Sultan sie nach<br />

Istanbul und in andere Städte<br />

des Reichs einlud, wo sie<br />

Zuflucht fanden. Auf der<br />

Flucht vor dem Holocaust<br />

nahm die Türkei während des<br />

Dritten Reichs wieder Juden<br />

auf. Auch hat sich<br />

Ministerpräsident Erdogan<br />

bei den Friedensverhandlungen<br />

zwischen Israel und den<br />

arabischen Ländern bis zur<br />

Regierung<br />

von<br />

Ministerpräsident Olmert<br />

stets eingesetzt, er war immer<br />

wieder in Israel. Als ich<br />

den<br />

israelischen<br />

Staatspräsidenten Perez vor<br />

drei Jahren eingeladen habe,<br />

sprach er vor dem türkischen<br />

Parlament. Die israelische<br />

Regierung hat bisher aber<br />

weder unsere Geschichte<br />

noch die heutigen Beiträge<br />

der Türkei gewürdigt.<br />

War der Versuch türkischer<br />

Aktivisten auf dem Schiff<br />

„Mavi Marmara“, die israelische<br />

Blockade von Gaza zu<br />

durchbrechen, aus Ankaras<br />

Sicht der Wendepunkt?<br />

Das war ein Vorfall in internationalen<br />

Gewässern. Auf<br />

dem Schiff befanden sich<br />

auch deutsche Abgeordnete<br />

und Teilnehmer aus 37<br />

Ländern. Sie waren unbewaffnet,<br />

wurden aber bei<br />

einem israelischen Angriff<br />

getötet. Israel war zwar stark,<br />

machte sich aber schuldig.<br />

Das können wir nicht akzeptieren.<br />

Israels Ansatz ist strategisch<br />

kurzsichtig. Israel<br />

müsste die arabischen Länder<br />

sehr gut analysieren. Mit<br />

S T F N A M Í D I A • 2 2 d e s e t e m b r o d e 2 0 1 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . P Á G I N A 7 9

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