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DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

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Juden gegenseitig bei dem Pester Stadtrat, da es in Pest anfangs noch kein richtiges jüdisches<br />

Amt gab. War das ein Zeichen der vollzogenen Assimilation oder der alten Gewohnheit, sich<br />

bei den Konflikten an den adeligen Schutzherrn zu wenden, von denen die Juden die<br />

Einwanderungs- bzw. Aufenthaltserlaubnis erwarben? Da Pest ein <strong>Or</strong>t sekundärer und<br />

zugleich primärer ungarischer Ansiedlung von Jüdinnen und Juden war, fragt sich, wer für die<br />

Juden als fremd galt? Waren die Interaktionen mit dem Herkunftsort in der ersten Pester<br />

jüdischer Generation noch so stark, dass sie eine geographische Grenzlinie zwischen<br />

jüdischen Einwanderern aus Alt-Ofen, Böhmen bzw. Mähren und Juden aus Polen und<br />

polnisch-russischem Galizien zogen? Noch bei der zweiten Pester Generation sind die<br />

Interaktionen mit dem Ausgangsort deutlich zu spüren, obwohl die Interaktionen mit dem<br />

Bestimmungsort immer stärker wurden. Doch zählt der <strong>Or</strong>t der ursprünglichen Herkunft der<br />

Familie bei den Pester Jüdinnen und Juden bis heute.<br />

Mehrere Autoren diskutierten die jüdische Integration als einen der Prozesse der<br />

gesellschaftlichen Mobilität. 60 Eine einfache (sogar vereinfachte) Definition der Integration<br />

schlug Ambrus Miskolczy in seiner Historiographie über Ede Horn (Einhorn) vor. Das<br />

Wesentliche der Integration sei, dass man von den alten Normen abwendet, um sich den<br />

Normen der Mehrheit der Außengesellschaft zuzuwenden. 61 Michael K. Silber bringt die<br />

Integration im Kontext der jüdischen Religionsreform mit der gesellschaftlichen<br />

Emanzipation in Verbindung. 62 Den 1827 gegründeten Chessed Neurim Verein, der ab<br />

Dreißiger unter dem Namen Kultus-Tempel zusammen mit der alten Synagoge die religiösen<br />

Bedürfnisse der Pester jüdischen Gemeinde befriedigte, verbindet der Autor mit dem Namen<br />

von Gabriel (Gábor) Ullmann. 63<br />

Der Vorsteher Gabriel Ullmann, der in den Abhandlungen von Groszmann und Silber als<br />

ein echter Pester Maskil (Aufklärer) erscheint, der Kantor des Tempels Eduard Denhoff – ein<br />

Mann altofener Abstammung, der Religionslehrer und Prediger Joseph Bach sowie Rabbiner<br />

60 Mehr darüber in der Einleitung dieser Abhandlung. Sozialpsychologische bzw. sozialhistorische Werke von<br />

Viktor Karády werden wahrscheinlich am häufigsten gelesen und zitiert, doch könnten solche Zitaten im<br />

vorliegenden Diskurs kaum Platz finden, weil Karadys Arbeiten die allgemeinen gesellschaftlichen Prozesse<br />

behandeln.<br />

61 Miskolczy 2005. 16<br />

62 Silber über Pester Juden: A pesti radikális reformegylet társadalmi összetétele 1848-1852 között. In: Múlt és<br />

Jövő 1998/1 (X) 125-142. A német zsidóság történelmi tapasztalata és hatása a magyarországi zsidó<br />

felvilágosodásra és vallásreformra. In: Múlt és Jövő 2006/4 (XVII) 14-44.<br />

Auch in der hier zitierten Abhandlung von Silber – Silber 2006 – wird vor allem über die Anführer des<br />

Glaubenslebens berichtet, worauf ich in meiner Arbeit aus mehreren Gründen verzichtete. Ausschlaggebend war<br />

dabei, dass die in der Einleitung zu dieser Arbeit genannten Autoren (unter ihnen Oberrabbiner Zsigmond<br />

Groszmann bzw. Rabbiner Sandor Büchler) das Pester jüdische Glaubensleben ziemlich ausführlich beschrieben<br />

haben, andererseits bedeuteten die religiösen Lebensformen aus der Hinsicht der Frauenforschung keine<br />

besonders große Relevanz.<br />

63 Silber, 2006. 23<br />

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