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DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

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2. 3. Jüdische Deutsch-Schreiber der Pester Gemeinde<br />

Ende des 18. Jahrhunderts um 1780/83 kamen in Pest über Altofen die meisten ersten<br />

jüdischen Ansiedler, die laut der jüngsten königlichen Verordnung nun auch in Pest wohnen<br />

durften. Die Sprache ihrer Sozialisierung im Pester Ambiente war für die Juden nicht neu:<br />

Deutsch bewährte sich als Kommunikationsmittel bei früheren Ansiedlungen und<br />

Sozialisierungen in Böhmen, Mähren oder Altofen. Sogar die spätere Ungarisierung von<br />

Juden ging - mit aller Sicherheit - über Deutsch vor sich. 49<br />

Es bedeutete jedoch nicht, dass alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde Deutsch als<br />

Zweitsprache (neben Jiddisch) in Schrift beherrschten. Ende des 18. – Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts unterzeichneten viele von ihnen die von den Gemeindeübersetzern angefertigten<br />

Briefe noch lange mit hebräischen Lettern. Dieses Verhalten führte zur Herausbildung<br />

sprachlichen Gettos, was in der Frühperiode der Ansiedlung vor allem die jüdischen Frauen<br />

teilweise isoliert haben muss.<br />

Von den offiziellen Gemeindeschreibern sind uns Johannes Carl Kohlmann (Kollmann<br />

Károly), Joseph Fischer, Simon Feichtmann (auch Feuchtmann genannt) und Wolf Weiß<br />

bekannt. Auf einem Brief aus 1801 ist der Name eines Frantz Gußleth zu finden, der sich als<br />

Actuor des Briefes bezeichnete, über den ich aber nichts Näheres berichten kann. Den Namen<br />

von Wolf Weiß fand ich in der Conscription vom 1827. In dem Inhaltsverzeichnis der<br />

Conscription wurde Wolf Weiß als Sachenschreiber (Aktenschreiber) eingetragen, auf der<br />

140. Seite (Familiennummer 611) wurde sein Beruf jedoch auf Sofer geändert, was auf<br />

Hebräisch auch als Gelehrter verstanden werden kann.<br />

Unter Pester jüdischen Ansiedlern gab es zwei Kohlmanns und beide hinterließen Spuren<br />

im Leben der Gemeinde. Einer von ihnen ließ sich samt Ehefrau und Kinder noch 1816 in der<br />

Pester Pfarrkirche (Belvárosi Plébániatemplom) taufen. Damals war Herr Kohlmann 41 Jahre<br />

alt. Als Pate trat Herr Stadtrichter Boráros, als Patin seine Frau bei der Taufe an. 50 Als<br />

offizieller Gemeindeschreiber und Notar beglaubigte er unter anderem einen Heiratsbrief aus<br />

dem Jahr 1807. 51<br />

Simon Feuchtmanns Name ist in Briefschlüssen mehrerer Niederlassungsanträge zu<br />

finden. 1812 war er Notar bei der Judenschaft Pest und Hebräisch-Übersetzer bei dem<br />

49<br />

S. im Teil IV (Kap. 1, bei: A pesti népességi és vallásetnikai viszonyok) am Beispiel einer deutschsprachigen<br />

Pester Zeitung, die für Verbreitung der ungarischen Sprache auf Deutsch warb.<br />

50<br />

Siehe auch im Teil VI. Nachlaß vom Richter Johannes Boráros ist unter Zeichen IV. 1225 in BFL zu finden.<br />

51<br />

Hrotkó Larissza 2008. 17<br />

61

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