20.06.2013 Views

DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Der Ehefrau-Status wurde in den offiziellen Schriften mit dem jiddisch-deutschen Wort<br />

weib ausgedrückt, das eindeutig auf das Geschlecht deutet. Darüber hinaus deutet dieses Wort<br />

auf die Zugehörigkeit einer Frau zu einem bestimmten Mann. Das war der eigentliche Wert,<br />

der die jüdische Frau in der Gemeinde legitimierte. Die Anredeform Frau, die einen mehr<br />

oder weniger öffentlichen Auftritt vermuten liess, wurde 1840 in den jüdischen Dokumenten<br />

noch immer nicht gebraucht, obwohl die jüdischen Aufklärer zu jener Zeit schon nach<br />

Freiheit und Gleichheit für die Juden verlangten. Dabei war das Wort Frau damals nicht<br />

unbekannt: Als Frauen-Synagoge bezeichnete man den auszubauenden Teil der Synagoge im<br />

berühmten <strong>Or</strong>czy-Haus (Protokoll: 49).<br />

In den Gemeindebüchern entdeckte ich viele Studierenden, unter anderen Philosophie-<br />

Studenten und Augenmedikus. Alle Studenten waren männlich. Frauen lernten nur an der<br />

Normal- (Grund) Schule. Es gibt Statistiken, die nachweisen, dass die jüdischen Frauen im<br />

Bereich der akademischen Ausbildung bzw. Fachschulung zu Anfang des 20. Jahrhundertes<br />

den Männern noch immer unterlagen. 89 100 Jahre davor war die Lage sicher nicht besser. Die<br />

mangelnde Ausbildung beschränkte die Wahl möglicher Arbeitstätigkeiten der Frauen. Zwar<br />

gab es in den 1840-er Jahren einige neuen Arbeitsmarktnischen, wie z. B.<br />

Zigarettenarbeiterin, doch konnten die Frauen damit nicht viel anfangen. Auch diese Arbeit<br />

war typisch weiblich: monoton und schlecht bezahlt.<br />

Im späten 19. bzw. zu Anfang des 20. Jahrhunderts haben sich<br />

Frauenbefreiungsbewegungen auch in Ungarn durchgesetzt. Warum unter den ersten<br />

Feministinnen so viele Jüdinnen waren, ist die Frage einer anderen Abhandlung. 90 Die<br />

feministische Wissenschaft entdeckte ihre Chancen erst in der zweiten Hälfte vorigen<br />

Jahrhunderts. Aus diesem Grund stehen noch viele Fragen auf diesem Gebiet offen.<br />

Die Suche nach Methoden und Formen von Frauenforschungen läuft weiter. Keins der<br />

menschlichen Geschlechter dürfte Recht auf alleinige Vertretung der Menschheit bilden.<br />

Nachdem der Feminismus diese Grundthese festgelegt hat, brauchen wir nun zu klären, ob<br />

sich die feministische Forschung ganz von den bisherigen Formen trennen sollte, indem sie<br />

als eine selbständige Disziplin die Frauenproblematik behandelt, oder sie sollte neue<br />

Segmente in den bestehenden wissenschaftlichen Bereichen für sich erschließen. Dabei<br />

entstehen Fragen, die zwar verständlich, jedoch eindeutig vielleicht bisher nur auf dem Gebiet<br />

feministischer Philosophie bzw. Theologie angesprochen wurden. 91<br />

89 Karády 2002. 30 in: „A zsidó nő”<br />

90 Hrotko 2009. 153-156<br />

91 Als Beispiel für philosophischen Feminismus: Hell Judit 2006<br />

239

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!