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DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

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Dem Wunsch der Mehrheit ähnlich zu sein, war es zu verdanken, dass Oberrabinner Dr.<br />

Meisel am 11. Februar 1866. die Ermächtigung für Madame Bischitz Johanna unterschrieb<br />

und somit grünes Licht für die Gründung des ersten jüdischen Frauenvereins gab. 87<br />

Die sich in Pest zu Anfang des 19. Jahrhunderts gebildete frauendiskriminierende<br />

Tradition war nicht neu, sie wurzelte tief in den religiösen Moralvorstellungen. Französische<br />

Rabbinerin Pauline Bebé suchte nach Gründen in den Texten der Thora und des Talmuds, die<br />

auf die Gestaltung der jüdischen Verhaltensnorm wirkten: 88 „Es ist interessant zu sehen, wie<br />

Männer über Frauen urteilen, ohne dass diese selbst eine Chance haben, sich zu äußern.”<br />

Und so setzte sie ihr Kommentar zu der Talmudlehre fort: „So erfahren wir: „eine Frau<br />

will eher heiraten und ein Mann sich nicht verheiraten" und „eine Frau ist lieber arm und<br />

verheiratet als reich und alleinstehend" (Sota 20a)... „Ein Mensch der keine Frau hat, lebt<br />

ohne Freude, ohne Segen und ohne Güte." (Jev. 62b) oder auch: „Ein Mensch der keine Frau<br />

hat, ist kein Mensch, denn es heißt: Mann und Weib erschuf er sie etc. und nannte ihren<br />

Namen Mensch.“ (Gen. 5:2 zitiert in Jev. 63a.)<br />

Anhand der von mir analysierten Pester Archivdokumente kann nicht festgestellt werden,<br />

ob manche Frauen einen schwerbehinderten Mann tatsächlich aus einem natürlichen<br />

Verlangen nach Ehe heirateten, oder sie standen eher unter Druck der Tradition, der nach die<br />

Frau einen Mann zum Leben brauche.<br />

Die obenerwähnte Stelle im talmudischen Traktat Sota war schwer zu finden, doch fand<br />

ich sofort eine andere Stelle, die genauso ausdrucksvoll ist: R. Akiba sagte: „Wenn Mann und<br />

Frau würdig sind, so weilt die Göttlichkeit zwischen ihnen, wenn sie nicht würdig sind, so<br />

werden sie vom Feuer verzehrt. Raba sagte: Das (Feuer) der Frau ist stärker, denn bei dieser<br />

ist es verbunden, bei jenem aber nicht.“ (Sota 17a) 89<br />

In der Fußnote zu dieser Passage wird erklärt, dass die Buchstaben alef und schin im<br />

Wort שיא getrennt, bei השא aber nicht getrennt seien. Diese Tatsache sollte die<br />

Benachteiligung und eine schwerere Strafe für die Frau erklären: „Weil sie eben stärker<br />

gebunden sei.“ 90<br />

Der zitierte Text bezieht sich auf eine spätere Periode - die sog. Reformzeit. Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

konnten die Frauen in Pest am öffentlichen Leben noch nicht beteiligen.<br />

Die von der Öffentlichkeit abgeschlossene ursprüngliche Lebensform der Frauen wird in einem weiteren Artikel<br />

des obenangeführten Bandes „A zsidó nő” erwähnt. Siehe:<br />

Papp Richard 2002. 137-138<br />

87 Reich Beth-El. III./1. H. 77-79<br />

Über Frauenverein siehe: Lendvai Mária, Julia Richers in: A zsidó nő. Budapest, 2002<br />

88 Bebe, Isha: www.haGalil.com.<br />

89 Deutsche Übersetzung nach: Goldschmidt 66.<br />

90 Ebenda<br />

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