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DOKTORI DISSZERTÁCIÓ - Or-Zse

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2. 2. Entwicklung der zentralisierenden Funktion der Pester Judenschaft<br />

Sofort nach der Ansiedlung in Pest mussten die Pester Juden – es geht hier vor allem um die<br />

Männer, weil die Frauen ja aus der Öffentlichkeit so gut wie ausgeschlossen waren – die<br />

Kultur des ungarischen Landes und die der Stadt aneignen. Es galt auch für mehrere Juden,<br />

die aus emanzipierten Preßburger bzw. Wiener Gemeinden angekommen waren. Im rasch<br />

wachsenden Pest erweiterte sich der jüdische Kommunikationsraum, was emanzipierend,<br />

jedoch zugleich auch entfremdend auf das jüdische Leben wirkte. Die obigen Fälle der<br />

Übertretungen weisen diese Tatsache nach.<br />

Die Pester Juden unterzeichneten die offizielle Korrespondenz als Pester Israel oder<br />

hiesige (hisige) Juden und isolierten sich auf solche Weise von den fremden Juden anderer<br />

<strong>Or</strong>te des Landes. Die Integration der Pester Juden erreichte in der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts den Stand, wo sich die Juden für Verbesserung der gesamten Pester Gesellschaft<br />

einsetzten wollten.<br />

Schon 1830 erkannten Pester Juden, dass ihre Gemeinde mit der wachsenden<br />

wirtschaftlich-administrativen Rolle von Pest immer deutlicher zum führenden Faktor des<br />

Judentums Ungarns wird. Davon zeugt z. B. die Protokoll-Eintragung über die finanzielle<br />

Hilfeleistung der Lachenbacher Gemeinde: „Obwohl der hiesige <strong>Or</strong>t sowohl durch viele<br />

hiesige Arme als auch von häufig zuströmenden Fremden äußerst belästiget ist, so wird doch<br />

in Berücksichtigung der traurigen Lage der Bittsteller 30 fl w.w. aus der Beisteuer bewilligt.”<br />

(Protokoll: 51)<br />

Auch die Protokoll-Eintragung zum Punkt 8 der Vorstandssitzung vom 26. Juni 1831 weist<br />

nach, dass die Pester Gemeinde noch in den ersten Jahrzehnten ihres Lebens die führende<br />

Rolle des Judentums Ungarns übernahm. Diese Eintragung enthält Beschluss des Vorstandes<br />

über Unterstützung der Schwägerin des verstorbenen Nikolsburger Rabbiners auf Antrag des<br />

Rabbinats von Alt-Ofen.<br />

Zu dieser Zeit haben sich die Pester Juden von Alt-Ofen schon völlig abgenabelt, wovon<br />

die Eintragungen um den Scheidungs-Rosenkrieg des Ehepaares Berger eindeutig zeugen<br />

(Protokoll: 95). 76<br />

Im jüdischen Krankenhaus wurden die kostenlos zu behandelnden hiesigen Dürftigen oft<br />

durch fremde verdrängt, obwohl finanzielle Lage des Krankenhauses aus Mangel an stabilen<br />

Fonds über längere Zeit ziemlich angespannt war. 77<br />

76<br />

Punkt 5 der Eintragung vom 6. Oktober 1830, dem nach in der Angelegenheit der Scheidung das Pester<br />

jüdische Gericht (Besdin) zuständig ist.<br />

77<br />

Schlesinger 1840. 160-162<br />

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