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nicht sofort finden. Nur wenige reiche Juden wie Boskovitz aus Alt Ofen oder Ullmanns aus<br />
Preßburg imstande waren, sich die Rechte schnell zu erkaufen.<br />
Darüber hinaus waren auch unter Juden kriminelle Personen jeder Art. In dieser<br />
Abhandlung wurden dafür schon einige Bespiele angeführt. Hier erwähne ich vielleicht noch<br />
zwei Waffen- bzw. Gewehrhändler, die erst 1827 in der Conscription auftauchten und sich so<br />
einigermaßen legalisieren ließen.<br />
Einer von ihnen lebte 1827 schon mindesten 12 Jahre ohne Toleranz in Pest. Wolf Fischer<br />
(1827/351) war 43 Jahre alt, Waffenhändler von Beruf, verheiratet, mit 2 Kindern. In seinem<br />
Haus lebte noch ein Student, bestimmt auch illegal. Jakov Lott Gewehrhändler (1827/467) aus<br />
Schaßkof (Schatkof?) lebte schon seit 38 Jahren in Pest und gehörte somit zu den frühesten<br />
Ansiedlern. Er hatte keine Toleranz, und es ist nicht bekannt, womit er vor 1827 handelte.<br />
Nach ihm steht in der Conscription der Name von Jakov Merle eingetragen, der derzeit<br />
bekanntlich in Arest war.<br />
Ich zitiere eine weitere Stelle aus dem aufschlussreichen Artikel von Larissa Adler<br />
Lomnitz, die über zwangsläufige informale wirtschaftliche Tätigkeit der ersten Migranten<br />
sowie darüber berichtet, welche große Rolle die Verwandtschaft bzw. nähere Bekanntschaft<br />
bei der Migration generell spielen: „Estos migrantes generalmente ingresan sin dokumentos y<br />
casi por definición se ubican en el sektor informal de la economía. En los tres momentos de la<br />
migración, desequilibrio en el lugar de origen, traslado y asentamiento en el área de distino,<br />
las redes sociales juegan un papel importante. La communicaci´n de los migrantes con sus<br />
familiares y amigos del lugar de origen y sus ofrecimientos de ayuda probablemente sean<br />
factores relevantes en la deseción de migrar y determinen el territorio, donde establecerse.” 73<br />
Die Statistik der sprachlichen Integration, der nach die Juden schon sehr früh zu den<br />
Vorreitern der ungarischen Sprache in Pest gehörten, können meine Annahme bezüglich<br />
schneller kulturellen Integration der Pester Juden eindeutig bekräftigen. 74 Doch verbreitete<br />
sich schon zu Anfang gemeinsamen Leben judenfeindliche Literatur und judenfeindliches<br />
Verhalten in allen Ständern der Pester Gesellschaft. Nie bildete sich eine Legende, welche die<br />
jüdische ethnische Gruppe an die ungarische Ethnie hätte anknüpfen und dadurch Sympathien<br />
ihr gegenüber erwecken können. 75 Das Treffen beider Kulturen muss wohl doch nicht optimal<br />
geglückt sein.<br />
73 Larissa Adler Lomnitz in: Garcia 2003. 140<br />
74 Körösi 1882. 27<br />
75 Solche Versuche wurden übrigens von Samuel Kohn in seinem Werk unternommen.<br />
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