MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin
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während viele Kinder der Gruppenbesucher durch die Schule oder andere Einrich-<br />
tungen an die Institution Museum herangeführt werden. Diese Vermutung wird<br />
durch die Fragebogenerhebung unter den Individualbesuchern bekräftigt, die impli-<br />
ziert, dass sich das Besucherklientel immer noch vorrangig aus der „Domäne der<br />
Hochgebildeten“ <strong>zu</strong>sammensetzt. Es bleibt jedoch an<strong>zu</strong>merken, dass die Ausstel-<br />
lung trotz der aufgezeigten Defizite sowohl von den erwachsenen Begleitpersonen,<br />
als auch von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen außergewöhnlich gut angenommen <strong>und</strong><br />
bewertet wurde. Begründet wurde dies vor allem mit dem aktiven Charakter der<br />
Ausstellung <strong>und</strong> der Berücksichtigung der Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse der Kinder<br />
durch die Konzeption. Die Ausstellung erfüllt damit im Verständnis der Besucher<br />
viele typische Faktoren <strong>und</strong> Merkmale von Kinder- <strong>und</strong> Jugendmuseen, wie sie im<br />
ersten Teil der Arbeit herausgestellt wurden: Die Ausstellung hat Erlebnischarakter,<br />
beschäftigt sich mit Themen aus dem Lebensumfeld der Kinder, spricht mehrere<br />
Sinne an <strong>und</strong> bietet Freiräume <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>zu</strong>r selbstständigen kreativen<br />
Betätigung. Aufgr<strong>und</strong> dieser aufgezählten Qualitäten traten die bereits dargelegten<br />
konzeptionellen Mängel in der Vermittlung für die meisten Besucher in der Ge-<br />
samtbewertung der Ausstellung in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />
Ein überraschendes Ergebnis der Befragung war, dass das „hands on“ Prinzip zwar<br />
große Attraktivität auf Kinder ausübt, jedoch auch objektzentrierte Ausstellungen,<br />
die ein für Kinder ansprechendes Thema gut inszenieren, ebenso auf großes Inte-<br />
resse stoßen. Diese Annahme wird auch durch die Tatsache bekräftigt, dass die<br />
Kinder besonders von den Spielzeugen auf dem Laufband begeistert waren, ob-<br />
wohl hier keine aktive Betätigung nach dem „hands on“ Prinzip angeboten wurde.<br />
Für die <strong>zu</strong>künftige Konzeptionspraxis in Kindermuseen <strong>und</strong> -ausstellungen <strong>und</strong><br />
könnte dies bedeuten, dass eine interessante Inszenierung von relevanten <strong>und</strong><br />
attraktiven Themen für Kinder von genauso großer Bedeutung ist, wie die sinn-<br />
volle Integration des „hands on“ Prinzips. Statt dem Motto „hands on!“ als<br />
oberstem Gr<strong>und</strong>satz in der Tradition der Kindermuseen <strong>zu</strong> entsprechen, ist eine<br />
Ausstellung auch durch eine dramaturgische Inszenierung mit Hilfe unterschied-<br />
licher, reizvoller Präsentationstechniken für Kinder interessant <strong>zu</strong> gestalten. Das<br />
bedeutet nicht, das „hands on“ Prinzip auf<strong>zu</strong>geben, sondern es als einen elemen-<br />
taren Bestandteil bei<strong>zu</strong>behalten <strong>und</strong> sinnvoll, unter dem Vorsatz der inhaltlichen<br />
Vermittlung, in Ausstellungskonzeptionen ein<strong>zu</strong>betten.<br />
Dies gilt umso stärker, da sich einmal mehr zeigte, dass der Besucher, vor allem<br />
in Begleitung von Kindern, nicht unbedingt vorrangig Bildung oder wie im Fall der<br />
Ausstellung Vermittlung von kulturellen Hintergründen sucht. Dennoch muss Bil-<br />
dung im Sinne der traditionellen Museumsaufgaben ein primäres Ziel der Ausstel-<br />
lungsorganisatoren bleiben, das jedoch durchaus im Hinblick auf die Besucher-<br />
orientierung erreicht werden kann. Ein Beispiel dafür ist die gelungene<br />
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