MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin
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gangspunkt für alles weitere Lernen dienen sollen. 26 Bereits Gelerntes <strong>und</strong> Erfah-<br />
renes gilt als dynamisches Mittel für die Eröffnung neuer Bereiche <strong>und</strong> Anforde-<br />
rungen an die vorhandenen Kräfte <strong>und</strong> das Denken. Montessori geht darüber hin-<br />
aus davon aus, dass jeder Lernvorgang ein spontaner Akt des Individuums ist, in<br />
dessen Reifungsprozess begründet <strong>und</strong> daher nicht normierbar. 27 Das Kind steuert<br />
seine Lernprozesse selbst <strong>und</strong> benötigt da<strong>zu</strong> nach Montessori nur eine didaktisch<br />
„vorbereitete Umgebung“, in der sich das Kind frei bewegen kann <strong>und</strong> nach seinen<br />
eigenen Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen entscheidet, mit welchen Materialien, wie<br />
lange, wie oft <strong>und</strong> mit wem es arbeiten möchte. Der Lehrer hat dabei lediglich eine<br />
beobachtende <strong>und</strong> begleitende Funktion <strong>und</strong> hilft dem Kind auf seinem Weg <strong>zu</strong>r<br />
Persönlichkeitsentfaltung. 28<br />
Wesentliche Faktoren, die sich bis heute aus den Theorien der Reformpädagogik<br />
auf die Konzeption von Kinder- <strong>und</strong> Jugendmuseen ableiten lassen, sind dem<strong>zu</strong>-<br />
folge: 29<br />
Die Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse <strong>und</strong> Aneignungsformen.<br />
Der Besucher kann die Methode des Interagierens, Ausprobierens <strong>und</strong><br />
Experimentierens anwenden.<br />
Bezüge <strong>zu</strong>m praktischen <strong>und</strong> alltäglichen Leben erleichtern Besuchern den<br />
Zugang <strong>zu</strong> Ausstellungsthemen.<br />
Eigene Erfahrungen der Besucher dienen als Gr<strong>und</strong>lage für die Erschließung<br />
neuer Zusammenhänge.<br />
Bereitstellung einer didaktisch aufgearbeiteten Umgebung.<br />
Die Umset<strong>zu</strong>ng des Prinzips der Selbsterziehung durch Konzeption eines<br />
offenen Lernangebots, ohne zeitliche <strong>und</strong> programmatische Reglementie-<br />
rung (außer den Öffnungszeiten).<br />
Die begleitende <strong>und</strong> führende Funktion des Museumspädagogen.<br />
26 Deweys pädagogische Auffassung ergeben sich aus den Begriffen des Erlebens <strong>und</strong> Erfahrens. Die<br />
bestmögliche Umset<strong>zu</strong>ng denkend-handelnden Lernens ist nach Dewey bei der Durchführung eines<br />
Projektes möglich. Darunter versteht Dewey ein umfangreiches Arbeitsvorhaben, bei dem eine reale<br />
Lebensaufgabe von praktischer Bedeutung für das Gemeinschaftsleben bewältigt wird, <strong>und</strong> zwar so,<br />
dass an ihrem Ende ein greifbares, praktisch brauchbares Ergebnis steht. Schüler sollen wirkliche<br />
Probleme des Alltages lösen, wobei <strong>zu</strong>r Selbstorganisation von Lehr- <strong>und</strong> Lernprozessen übergegangen<br />
werden soll. Vgl. auch: Dewey, 1980; Röhrs, 1965, S.39-49.<br />
27 Maria Montessori beobachtete bei heranwachsenden Kindern sensible Phasen. In ihnen dominieren<br />
ganz bestimmte Bedürfnisse <strong>und</strong> prägen die kindlichen Interessensbereiche. Im Verlauf einer<br />
sensiblen Phase eignet sich das Kind Sachverhalte sehr leicht <strong>und</strong> ganzheitlich an. Vgl. auch Böhm,<br />
1990, S.44-47<br />
28 Die vorbereitete Umgebung muss so beschaffen sein, dass sie die Selbstständigkeit des Kindes fördert.<br />
Die Darbietung des Materials muss klar gegliedert <strong>und</strong> für das Kind überschaubar sein. Um<br />
spontane Lernakte <strong>zu</strong> provozieren <strong>und</strong> <strong>zu</strong> fördern, müssen die Materialien für die Kinder einen<br />
gewissen Aufforderungscharakter haben <strong>und</strong> sich in einer anregungsreichen Umgebung befinden. Vgl.<br />
Schreiber, 1998, S.44 f; Oswald/Schulz-Benesch, 1967, S.25-46.<br />
29 Aufzählung in Anlehnung an Schreiber, 1998, S.45.<br />
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