MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin
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Erkenntnisinteresses für eine Untersuchung <strong>zu</strong> stehen, die im Folgenden hergelei-<br />
tet werden sollen. Sie betreffen einerseits die Einstellung der Besucher bzw.<br />
Kinder <strong>zu</strong> traditionellen <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> speziellen Kindermuseen sowie andererseits<br />
die Vermittlungsaspekte in Kinder- <strong>und</strong> Jugendmuseen.<br />
2.1 Problemzentrierte Fragestellungen <strong>zu</strong>r Einstellung von Besuchern<br />
Vorrausset<strong>zu</strong>ng für die Entwicklung hin <strong>zu</strong> <strong>Museen</strong>, die besonders auf die<br />
Bedürfnisse von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ausgerichtet sind, waren<br />
gesellschaftliche <strong>und</strong> ideologische Veränderungen, die sich auch auf das<br />
Kulturverständnis auswirkten. In der BRD richtete sich das Programm von<br />
kulturellen Einrichtungen wie Theatern, Bibliotheken <strong>und</strong> <strong>Museen</strong> bis in die 60er<br />
Jahre hinein vornehmlich an die Zielgruppe der an der Hochkultur Interessierten.<br />
Erste Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre entstand durch gesellschaftliche<br />
Umbrüche, wie u.a. die Studentenunruhen, ein Diskurs, der das elitäre<br />
Kulturverständnis in Frage stellte. Im Zuge dieser Diskussion sollte Kultur an sich<br />
<strong>und</strong> vor allem auch der Zugang <strong>zu</strong>r Kultur demokratisiert werden. Das bedeutete<br />
auch, dass neue Zielgruppen erschlossen werden sollten. Es entstand die Idee,<br />
auch Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mehr <strong>und</strong> mehr in kulturelle Prozesse ein<strong>zu</strong>beziehen.<br />
Konsequenz dieser Überlegungen war ein Paradigmenwechsel hin <strong>zu</strong> einem<br />
besucherorientierten Museum, das die Bedürfnisse der Besucher in der<br />
Ausstellungskonzeption berücksichtigt <strong>und</strong> auf sie eingeht, wie bereits am Beispiel<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendmuseen verdeutlicht wurde. 51<br />
In diesem Zusammenhang sollte vor allem auch die Einstellung gegenüber <strong>Museen</strong><br />
geändert werden, die bis dato das Image verstaubter <strong>und</strong> elitärer Musentempel<br />
verkörperten. Sogenannte „Schwellenängste“, d.h. Mechanismen wie<br />
Einschüchterung, Verweigerung <strong>und</strong> das Gefühl der Unwissenheit <strong>und</strong><br />
Minderwertigkeit im Museum, die angesichts dieser Problematik entstanden,<br />
sollten abgebaut werden. 52 Vor allem in Be<strong>zu</strong>g auf Kinder müssen <strong>Museen</strong> eben<br />
nicht mehr langweilig sein, sie können statt dessen „anders sein, nämlich<br />
menschlicher, vergnüglicher, anregender, sinnlicher“ 53 , wie Schuck-Wersig/Wersig<br />
überzeugend darlegen.<br />
Durch die konzeptionelle Umset<strong>zu</strong>ng dieser Ansprüche sollte sich das Museum<br />
neuen Bevölkerungsschichten – vor allem Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen – öffnen <strong>und</strong><br />
eine neue, positive Einstellung gegenüber <strong>Museen</strong> sollte initiiert werden.<br />
Besonders in Be<strong>zu</strong>g auf die jungen Besucher versprach man sich in diesem<br />
51 Vgl. u.a. König, 2002. S.46-51; Schreiber, 1998. S.16-18; Graf, 2003. S.74 f.<br />
52 Die Gefühle, mit denen der Besucher häufig in <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> Ausstellungen konfrontiert wurde <strong>und</strong><br />
immer noch wird, werden auf anschaulichste Weise von Schuck-Wersig/Wersig: Die Lust am Schauen<br />
oder müssen <strong>Museen</strong> langweilig sein, <strong>Berlin</strong>, 1986, im Kapitel „Besuch im Museum“ geschildert.<br />
53 Schuck-Wersig/Wersig, 1986, S.149.<br />
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