MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin
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1.2.2 Auswahl des Befragungsinstrumentes entsprechend der Gruppen<br />
Als geeignete Methode für die Befragung der Kinder in der Fallgruppe der<br />
Gruppenbesucher wurde das Gruppeninterview oder auch so genannte „Focus<br />
Group Interview“ nach Merton, Fiske <strong>und</strong> Kendall (1956) ausgewählt. 165 In der<br />
Vorbefragungsphase wurde auch erwogen die Methode der Gruppendiskussion<br />
an<strong>zu</strong>wenden. Es zeigte sich jedoch, dass sich diese im Gegensatz <strong>zu</strong>m „Focus<br />
Group Interview“ sehr offene Vorgehensweise für eine Befragung von Kindern<br />
nicht eignete, da diese <strong>zu</strong> verunsichert <strong>und</strong> verschlossen reagierten. Während bei<br />
einer „Focus Group“ verschiedene Fragebereiche nacheinander vom<br />
Gesprächsleiter angesprochen <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Diskussion gestellt werden, haben die<br />
Teilnehmer einer Gruppendiskussion eine größere Gesprächsfreiheit, um die für sie<br />
relevanten Themen mit<strong>zu</strong>teilen. Eine stärkere Strukturierung durch gezielte<br />
Fragen eines Leitfadens erschien im Interview mit Kindern ratsam <strong>und</strong> erwies sich<br />
letztendlich auch als die erfolgreichere Methode. 166 Zudem ermöglicht ein „Focus<br />
Group Interview“ eine zielgerichtetere Vorgehensweise als bei der<br />
Gruppendiskussion, da eine große Vielfalt von Meinungen <strong>zu</strong> einem bestimmten<br />
fokussierten Thema exploriert werden kann.<br />
Bei den Befragten handelt es sich um Kinder aus Schulklassen, Kita- oder Eltern-<br />
Kind-Gruppen, d.h. um natürliche, relativ homogene Gemeinschaften bezüglich<br />
sozialer Lage <strong>und</strong> Bildungsgrad, deren Mitglieder sich kennen <strong>und</strong> regelmäßig mit-<br />
einander kommunizieren. Durch soziale <strong>und</strong> intellektuelle Homogenität soll negati-<br />
ven Effekte, wie z.B. Einschüchterungen durch Unwissenheit, vorgebeugt wer-<br />
den. 167 Die ideale Untersuchungsgruppe für das Focus Group Interview sollte aus<br />
nicht mehr als sechs bis zwölf Personen bestehen, um eine optimale Gesprächs-<br />
dynamik <strong>zu</strong> erreichen. Zudem steigt aus Sicht des Interviewers mit <strong>zu</strong>nehmender<br />
Anzahl der Teilnehmer die Unübersichtlichkeit. Die Transkription <strong>und</strong> Auswertung<br />
von Gruppeninterviews wird außerdem durch häufig auftretendes gleichzeitiges<br />
<strong>und</strong> damit unverständliches Reden erschwert, so dass auch im Fall der vorliegen-<br />
den Untersuchung eher kleine Personenzahlen ausgewählt wurden. 168<br />
Der entscheidende Vorteil der Gruppenbefragung liegt darin, dass Einstellungen,<br />
Meinungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen der Individuen im Gruppenkontext, wie sie auch<br />
165 Vgl. Merton et al, 1956; Vgl. für einen Überblick Frey/Fontana , 1991.<br />
166 Vgl. Steward, 1990, S.21-32; Frey/Fontana, 1994, S.364. Eine so detaillierte Entwicklung der<br />
Methodologie wie bei der Gruppendiskussion ist für die Methode der „Focus Groups“ in der<br />
deutschen Literatur (im Gegensatz <strong>zu</strong>r amerikanischen) nicht vor<strong>zu</strong>finden. Dies ist sicher darauf<br />
<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass diese Technik in der deutschen Forschungspraxis fast nie als solche unter<br />
diesem Begriff angewendet <strong>und</strong> in der Literatur oft unter dem Begriff „Gruppendiskussion“<br />
mitbesprochen wurde, weshalb hier z.T. auch auf Methodiken der Gruppendiskussion Be<strong>zu</strong>g<br />
genommen wird, sofern diese auch auf „Focus Group Interviews“ <strong>zu</strong>treffen. Vgl. Mangold, 1960,<br />
Nießen, 1977, Lamnek, 1989.<br />
167 Vgl. Merton et al, 1956, S.137/138 ; Steward, 1990, S.42 ff.<br />
168 Vgl. Lamnek, 1989, S.147 f. ; Steward, 1990, S.57 f.<br />
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