MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin
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Gruppendiskussion <strong>und</strong> Inhaltsanalyse“ 175 , mit deren Hilfe ein Problembereich von<br />
verschiedenen Seiten betrachtet <strong>und</strong> analysiert werden kann. Allerdings wird die<br />
Beziehung zwischen diesen Teilelementen nach Ansicht der Verfasserin nicht wirk-<br />
lich geklärt. Die multimethodische Konzeption Witzels wird deshalb hier vernach-<br />
lässigt, <strong>und</strong> das problemzentrierte Interview wird im Folgenden als Einzelmethode<br />
genauer beschrieben. Das problemzentrierte Interview ist im wesentlichen durch<br />
drei zentrale Kriterien gekennzeichnet: 176<br />
1. Problemzentrierung: Das bedeutet, dass der Forscher von einer wahr-<br />
genommenen, relevanten, gesellschaftlichen Problemstellung ausgeht, die<br />
vorher vom Forscher durch Literaturstudium von Theorien oder bereits beste-<br />
hender empirischer Studien, der eigenen Erk<strong>und</strong>ung des Untersuchungs-<br />
feldes <strong>und</strong> durch Einbeziehung des Fachwissens von Experten erarbeitet <strong>und</strong><br />
untersucht wurde.<br />
2. Gegenstandsorientierung: D.h. die Methode wird am Gegenstand orien-<br />
tiert entwickelt <strong>und</strong> gegebenenfalls modifiziert <strong>und</strong> besteht nicht in der<br />
Übernahme fertiger Instrumente.<br />
3. Prozessorientierung: Dieses dritte Kriterium bezieht sich auf den<br />
Forschungsprozess, in dessen Verlauf sich eine schrittweise Gewinnung <strong>und</strong><br />
Prüfung von Daten vollzieht. Das bereits beschriebene Prinzip der Offenheit<br />
ist dabei der Methode immanent, d.h. der Interviewer geht zwar von bereits<br />
vorhandenen Erkenntnissen <strong>und</strong> Thematiken an Hand von einer bestimmten<br />
<strong>zu</strong> untersuchenden Problematik aus, bezieht jedoch die freien Äußerungen<br />
<strong>und</strong> eigenen Erzählstränge des Befragten mit ein, um das bestehende wis-<br />
senschaftliche Konzept <strong>zu</strong> modifizieren.<br />
Witzels Konzeption des problemzentrierten Interviews umfasst einen vorgeschal-<br />
teten Kurzfragebogen, durch den soziodemographische Daten der Befragten er-<br />
fasst werden können. Weitere Elemente sind der Leitfaden, <strong>und</strong> ein Postscriptum,<br />
in dem Eindrücke des Interviewers über die Kommunikation, die befragte Person,<br />
ihr Verhalten <strong>und</strong> weitere äußere Einflusse festgehalten werden können, die<br />
eventuell für die Auswertung des Interviews von Bedeutung sind Der Leitfaden<br />
dient -wie bereits beschrieben als Orientierungshilfe <strong>und</strong> Gedächtnisstütze für den<br />
Interviewer, auf den er im Falle eines stockenden Gesprächsverlaufes<br />
<strong>zu</strong>rückgreifen kann. Die leitenden Fragen werden dem Interviewten dabei nicht<br />
aufoktroyiert. 177<br />
Die Umset<strong>zu</strong>ng der Methode erfolgt unter Berücksichtigung verschiedener Kom-<br />
munikationsstrategien, die Witzel in Gesprächseinstieg, allgemeine <strong>und</strong> spezifische<br />
175<br />
Witzel, 1985, S.230.<br />
176<br />
Ebd. S.230-235.<br />
177<br />
Vgl. Witzel, 1985, S.237 f.<br />
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