MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin
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folgreichen Lernsituation, die in traditionellen Bildungseinrichtungen existieren. 59<br />
Wirkungen von Ausstellungen finden eher nach dem Museumsbesuch statt, indem<br />
das Erlebte mit vertrauten Menschen aus demselben „Geschmackskollektiv“ 60 oder<br />
Sozialmilieu besprochen wird (two-step-flow). Auch der Schulbesuch eines<br />
Museums lässt, so Treinen, nur in Ausnahmefällen das Zustandekommen einer<br />
Lernsituation <strong>zu</strong>, „da der Besuch im Selbstverständnis der Schüler als eine<br />
Ausnahme vom Schulalltag <strong>und</strong> seinen Lernanmutungen gesehen wird“. 61 Die<br />
Bedeutsamkeit des Museumsbesuches für die weitere Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit<br />
dem Gesehenen sieht Treinen dennoch.<br />
Auch Wersig geht davon aus, dass <strong>Museen</strong> in der heutigen postmodernen Gesell-<br />
schaft da<strong>zu</strong> gezwungen sind, sich den Bedürfnissen <strong>und</strong> Erwartungen der Besucher<br />
an<strong>zu</strong>passen. 62 Sie stehen in immer stärkerem Wettbewerb <strong>zu</strong> anderen Freizeit-<br />
einrichtungen, wie Zoos, Vergnügungsparks, Kinos etc. Der Besucher muss<br />
entscheiden, wo er das „besonders umkämpfte Gut“ 63 , nämlich seine Freizeit, ver-<br />
bringt. Eine besucherorientierte Ausstellung muss somit bestimmten Bedürfnissen<br />
der Besucher auch aus marketingstrategischen Gründen entgegenkommen, sei<br />
dies nun „Bildung, Unterhaltung, Erlebnis, Neugier oder Zeitvertreib“ 64 .<br />
“With all the new and competing media and possibilities the people are<br />
unavoidably becoming more demanding: they do not want to look at objects<br />
about which they do not know very much and they do not want to have the<br />
impression that they are taught something they did not ask for - they want to<br />
decide themselves, they want to have fun and pleasure, they want to learn<br />
something easily when they like to, they like to be animated and guided if they<br />
feel they need it, they like to be active, make full use of all theirs senses, do<br />
things socially. They are becoming self-confident opters for choices which are<br />
used to action and interaction, to pleasure, fun and sensuality, to mixtures of<br />
genres and multimediality.” 65<br />
Vor allem in Amerika ist die Museumsgestaltung stärker als in Deutschland vom<br />
Paradigma der Konsum- <strong>und</strong> Freizeitgesellschaft geprägt – „Wo keine action, da<br />
kein Besucher“ 66 - <strong>und</strong> die Ausstellungsaufbereitung ist daher besonders<br />
besucherorientiert.<br />
Das soll aber nicht heißen, dass nur noch Unterhaltung im Vordergr<strong>und</strong> steht <strong>und</strong><br />
keine oder kaum mehr Vermittlung stattfindet, denn das Museum ist <strong>und</strong> bleibt<br />
dem Gr<strong>und</strong>satz Sammeln, Bewahren, Erforschen, Vermitteln verpflichtet, was aber<br />
nicht zwangsläufig <strong>zu</strong>r Besucherorientierung im Widerspruch stehen muss. 67<br />
59 Treinen, 1983, zitiert nach Graf, 2003, S.75.<br />
60 Treinen, 1996, S.112.<br />
61 Treinen, 1983, zitiert nach Graf, 2003, S.75.<br />
62 Wersig/Schuck Wersig, 1996. S.151-164.<br />
63<br />
Ebd. S.155.<br />
64<br />
Ebd. S.157.<br />
65<br />
Wersig, 1998, S.26.<br />
66<br />
Schratz-Hadwich, 1992, S.76.<br />
67<br />
Vgl. Wersig/Schuck Wersig, 1996, S.160.<br />
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