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MITTEILUNGEN und BERICHTE - Staatliche Museen zu Berlin

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fen oder aus der Auswertung Themen heraus<strong>zu</strong>filtern, die bei der Leitfaden-<br />

konzeption noch nicht antizipiert wurden – sofern dies im Fragekontext der Unter-<br />

suchung bedeutsam erscheint. 144 Der Befragte <strong>und</strong> der Interviewer nehmen daher<br />

im qualitativen Interview eher die Rolle gleichberechtigter Gesprächspartner ein,<br />

Interaktion <strong>und</strong> Kommunikation werden als konstitutive Elemente des Forschungs-<br />

prozesses begriffen. 145<br />

Um besonders authentische <strong>und</strong> exakte Ergebnisse in der qualitativen Befragung<br />

<strong>zu</strong> erzielen, müssen in der Interviewsituation einige Anforderungen erfüllt werden.<br />

Das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie etwa bestimmte Verhaltens-<br />

kriterien des Interviewers, Befürchtungen <strong>und</strong> Prädispositionen des Interviewten<br />

<strong>und</strong> verschiedene äußere Umstände, wie der Ort der Befragung, spielen hierbei<br />

eine Rolle. Die wichtigsten Aspekte, die auch im Rahmen dieser Untersuchung<br />

berücksichtigt wurden, sollen hier kurz vorgestellt werden.<br />

Zunächst sollte der Interviewer darauf achten, eine möglichst natürliche, dem All-<br />

tag ähnliche Gesprächssituation <strong>zu</strong> schaffen. Die Verwendung wissenschaftlicher<br />

Fachtermini ist deshalb <strong>zu</strong> vermeiden, <strong>und</strong> die Frageformulierung muss dem Voka-<br />

bular des Interviewpartners angepasst sein, um Kommunikationsschwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> Verzerrungen in der Befragungssituation weitgehend aus<strong>zu</strong>schalten. Der In-<br />

terviewer verhält sich in der nondirektiven Gesprächsführung anregend passiv, um<br />

es dem Befragten <strong>zu</strong> ermöglichen, „seine persönliche Interpretation der Stimulus-<br />

situation“ <strong>zu</strong> geben. 146 Der gewählte Interviewstil ist deshalb neutral bis weich, um<br />

eine <strong>zu</strong> starke Nähe oder Distanz zwischen den Interviewpartnern <strong>zu</strong> verhindern,<br />

die Verzerrungen des Interviews mit sich bringen könnten. Eingriffe des Intervie-<br />

wers in das Gespräch erfolgen dezent <strong>und</strong> dienen ausschließlich der Funktionalität<br />

des Gesprächsablaufes. Auch nonverbale Signale des Interviewers wie Kopfnicken,<br />

Lachen, Stirnrunzeln sowie suggestive Fragen oder bewertende <strong>und</strong> unter-<br />

stützende Kommentare, die eine lenkende <strong>und</strong> damit verfälschende Wirkung<br />

haben könnten, sind <strong>zu</strong> vermeiden. 147<br />

Auch in Be<strong>zu</strong>g auf die Befragten müssen verschiedene Mechanismen berücksichtigt<br />

werden, die sich auf die Interviewsituation auswirken können. Die Tatsache der<br />

Tonaufzeichnung der Daten <strong>und</strong> des Sprechens vor einem Mikrofon kann psycho-<br />

logische Barrieren bei dem Befragten erzeugen, die deshalb so weit wie möglich im<br />

Vorfeld der Befragung abgebaut werden sollten. Vor dem Gespräch wird vom In-<br />

144 Vgl. hier<strong>zu</strong> Hoffman-Riem, 1980, S.357 ff; Schumann et al. 1982, S.43 ff.<br />

145 Vgl. Lamnek, 1988, S.23 ff. Während nach dem quantitativen Forschungsparadigma der „Einfluss<br />

dieser Interaktion auf das Resultat der Untersuchung als Störgröße“ wahrgenommen wird, die es<br />

„durch Standardisierung <strong>zu</strong> beseitigen gilt“, ist in der qualitativen Forschung die<br />

Kommunikationsbeziehung zwischen Interviewer <strong>und</strong> Befragtem Vorrausset<strong>zu</strong>ng für den „research<br />

act“ <strong>und</strong> gibt den „Rahmen des interaktionellen Forschungsprozesses ab“.<br />

146 Lamnek, 1989, S.69.<br />

147 Vgl. Lamnek, 1989, S.269 f.<br />

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