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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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Das Entscheidende dieser Anmerkung ist, wie die Unterscheidung von<br />

Begriff und Vorstellung getroffen wird. Dazu wird zuerst der Raum und<br />

die Zeit so wie deren Teile als Anschauung angesprochen. Das muß vor<br />

diesem Hintergrund gesehen werden, daß Raum und Zeit als<br />

Anschauungsform der Möglichkeit nach das totum bedeutet, als gegebene<br />

Anschauung aber immer nur ein Teil von Raum und Zeit sein kann. 14 Nur<br />

gegebene Anschauung kann sowohl Teil von Raum und Zeit wie auch<br />

Vorstellung sein. Daraus wird die Folgerung gezogen: Die Teile von Raum<br />

und Zeit sind Anschauungen und »mithin einzelne Vorstellungen«. Hier<br />

wird der Begriff der Vorstellung eindeutig anders verwendet als in der<br />

Erklärung im Abschnitt »Von den Ideen überhaupt«, 15 dort ist der Begriff<br />

der Vorstellung der Oberbegriff von Anschauung, Erscheinung und<br />

Begriff. Hier wird die Vorstellung dem Begriff gegenübergestellt. 16<br />

Diese Vorstellung enthält nun ihrerseits Mannigfaltiges. Kant folgert<br />

daraus weiters, daß diese Vorstellungen »mithin nicht bloße Begriffe,<br />

durch die eben dasselbe Bewußtsein, als in vielen Vorstellungen«, also<br />

identes Bewußtsein gegeben wird, sind, »sondern viel Vorstellungen als in<br />

einer, und deren Bewußtsein, enthalten«. Das Argument für die Einheit<br />

des Bewußtseins im Begriff ist nochmals die Identität des Bewußtseins in<br />

vielen Vorstellungen, wodurch diese eine Einheit bilden. Das Argument<br />

für die Einheit des Bewußtseins in dieser im spezifischen Sinn einer<br />

apprehendierten Erscheinung verwendeten Vorstellung ist, daß in dieser<br />

spezifischen Vorstellung viele Vorstellungen enthalten sind. Diese beiden<br />

Argumente sind aber nicht einfach symmetrisch angeordnet, sondern die<br />

vielen Vorstellungen in der Einheit bloßer Begriffe sind selbst weder in<br />

einem Begriff enthalten noch im Bewußtsein, wie eben die vielen<br />

Vorstellungen in der spezifisch gebrauchten Vorstellung als Teil von Raum<br />

und Zeit, also als Anschauung, sondern gehorchen nur der Regel im<br />

Begriff, alle diejenigen Vorstellungen, die den Merkmalen des Begriffes<br />

unterstehen, zu verknüpfen. Die Einheit des Begriffes liegt im Konzept der<br />

Zusammensetzung, in dem das selbe Bewußtsein jeweils als möglicher Teil<br />

14 Vierte metaphys.Erklärung (Totalität als Gegebenes) versus Widerlegung der<br />

Antinomien (Totalität nur als Idee der unendliche Progression zu denken möglich).<br />

Vgl. hiezu auch Heinrich 1986, p. 144 ff.<br />

15 K. r. V., B 376 f., wo Kant zwischen Perzeption, Empfindung, Erkenntnis (diese<br />

wieder zwischen Anschauung und Begriff) und bloßer Notion oder Idee<br />

unterscheidet.<br />

16 Diesem Begriff von einer Vorstellung, die selbst weder ein Begriff ist, noch einen<br />

solchen enthält, läßt sich bei Bolzano ein Komplement finden.◊

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