DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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des Begriffs] nur die Einheit der Zusammenfassung des Mannigfaltigen<br />
der Erkenntnisse gedacht wird, wie etwa die Einheit des Thema in einem<br />
Schauspiel, einer Rede, einer Fabel.« Damit ist mit der Einheit des Begriffes<br />
zwar das Thema gefaßt worden, nicht aber der Begriff der Einheit des<br />
Objektes selbst: a) Auch handelte es sich um eine Zusammenfassung von<br />
Erkenntnissen, die jeweils als einzelne gewiß wären, so ist die<br />
Zusammengeltung aller Erkenntnisse erst die bloß logische<br />
Voraussetzung, daß unter weiteren Umständen in der qualitativen Einheit<br />
des Begriffes auch die Einheit eines Objektes gedacht werden könnte.<br />
b) Die weitere Forderung Kants zur qualitativen Einheit; also daß der<br />
Einheit die Menge der wahren Folgen der Merkmale des Begriffes als<br />
deren qualitative Vollständigkeit vorausgesetzt ist, führt ebenfalls nur<br />
allgemein-unbestimmt zu irgend einer qualitativen Vielheit der Merkmale<br />
eines Begriffes (oder gleich eines Objektes im Begriff), aber nicht zu einem<br />
eigenen qualitativen Merkmal des Begriffs des Objektes.<br />
Erst die Wahrheit der Folgen der Merkmale gemeinsam mit deren<br />
Rückführbarkeit auf die Merkmale des Begriffs sollen die Richtigkeit oder<br />
Falschheit der gewählten qualitativen Einheit der Merkmale eines Begriffes<br />
beweisen lassen. Damit ist das cartesianische Moment der Induktion nun<br />
auch am Ideal vom Begriff zu finden. Daß alle Folgen aus den Begriff wahr<br />
sein können müssen, darin unterscheidet sich zwar die qualitative Einheit<br />
des Begriffs noch nicht ohne weiteres von der bloß logischen Definition<br />
eines Begriffes, daß alles, was in einem Begriff widerspruchsfrei gedacht<br />
werden kann, denkmöglich ist; aber doch darin, daß der qualitativen<br />
Einheit des Begriffes mittels dem Kriterium der Rückführbarkeit<br />
empirische Gewißheit verschafft werden kann, während dem bloß logisch<br />
betrachteten Begriff ein Grund weder a priori noch a posteriori gegeben<br />
werden kann, sodaß dieser auch falsch oder zumindest grundlos sein<br />
kann. 109 Die qualitative Einheit des Begriffes soll aber die Kriterien der<br />
wahren Einheit eines Begriffs vom Objekt erfüllen. Hier wird ersichtlich,<br />
daß damit bereits die kategoriale Funktion der Begriffe zumindest als<br />
Forderung benötigt wird. 110 Die Forderung nach vollständiger qualitativer<br />
Einheit eines Begriffes mündet so in die Forderung nach einem<br />
nur in der Absicht auf die Verknüpfung auch ungleichartiger Erkenntnisstücke in<br />
einem Bewußtsein durch die Qualität eines Erkenntnisses als Prinzips verwandeln.«<br />
109 B 190/A 150<br />
110 Diese Bewegung wird allerdings nach der Vorstellung der reinen Verstandesbegriffe<br />
wieder von einer Gegenbewegung ersetzt, die die Kategorie vom reinen<br />
Verstandesbegriff ablöst. Vgl. hier Kap. 4., § 26.