DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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Synthesis einer gegebenen Mannigfaltigkeit einer bestimmten Anschauung<br />
handelt? Und ist es so, wie Kant vorstellig zu machen scheint: Nämlich,<br />
daß der reine Verstandesbegriff, hier gleich die bloße Kategorie als<br />
synthesis intellectualis gedacht, die allgemeine Bedingung (z. B. Ursache<br />
und Wirkung) in Gestalt der formalen Bedingung (die logische Definition<br />
der Sukzessivität) enthalten könnte, nur weil die bloße<br />
Verstandeshandlung der fortlaufenden Prädikatisierung des gegebenen<br />
Mannigfaltigen selbst der Zeitbedingung des inneren Sinn eine logische<br />
Zeitordnung aufgeprägt hat?<br />
§ 25 Die ersten zwei Interpretationen der »bloßen« oder »reinen«<br />
Kategorie<br />
a) Die reine Kategorie ist die analytische Einheit der Synthesis<br />
und als solche der reine Verstandesbegriff<br />
In § 10 sagt Kant deutlich, wie das Verhältnis von reinem<br />
Verstandesbegriff und Kategorie zu denken ist: »Derselbe Verstand also,<br />
und zwar durch eben dieselbe Handlungen, wodurch er in Begriffen,<br />
vermittelst der analytischen Einheit, die logische Form eines Urteils zu<br />
Stande brachte, bringt auch, vermittelst der synthetischen Einheit des<br />
Mannigfaltigen in der Anschauung überhaupt, in seine Vorstellungen<br />
einen transzendentalen Inhalt, weswegen sie reine Verstandesbegriffe<br />
heißen, die apriori auf Objekte gehen, welches die allgemeine Logik nicht<br />
leisten kann. [...] Wir wollen diese Begriffe, nach dem Aristoteles,<br />
Kategorien nennen, indem unsere Absicht uranfänglich mit der seinigen<br />
zwar einerlei ist, ob sie sich gleich davon in der Ausführung gar sehr<br />
entfernet.« 432<br />
Kant nennt also die reinen Verstandesbegriffe hier deshalb direkt<br />
Kategorien, weil sie sich auf Objekte der Erfahrung (der transzendentale<br />
Inhalt) beziehen, wenn deren allgemeine Regel die Mannigfaltigkeit in der<br />
Anschauung überhaupt zur synthetischen Einheit bringen, und diese<br />
reinen Verstandesbegriffe selbst — als Formen der Verstandeshandlung im<br />
Urteil mittels Begriffe — auch deren analytische Einheit ausdrücken.<br />
Nichts anderes wurde auch im Schematismusabschnitt des § 24 der<br />
Deduktion behauptet. Was kann es nun bedeuten, wenn von Kant eine<br />
432 B 105 f./A 79