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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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— 480 —<br />

Es soll aber weiter der Argumentation im Schematismuskapitel gefolgt<br />

werden: Die formale und reine Bedingung der Sinnlichkeit enthält also die<br />

allgemeine Bedingung zur Anwendung der Kategorie auf Sinnlichkeit;<br />

zugleich ist die formale Bedingung im reinen Begriff a priori nach wie vor<br />

enthalten. 393 Das kann aber selbst nur in Gestalt einer allgemeinen Regel<br />

möglich sein. So müßte der reine Verstandesbegriff allererst auf die<br />

Anwendung auf Sinnlichkeit überhaupt restringiert werden, um zu der<br />

allgemeinen Bedingung für Gegenstände aller empirischen Vorstellungen<br />

zu kommen. Kant kommt aber nicht auf die Zeit, die in der »empirischen<br />

Vorstellung der Erscheinungen« (also als Produkt der reproduktiven<br />

Einbildungskraft) enthalten ist, zurück, sondern hält offensichtlich das<br />

Mannigfaltige der formalen Bedingung des inneren Sinnes schon wegen<br />

der Weiterbestimmung des Zusammennehmens der Apprehension mit<br />

dem Begriff der Verknüpfung des Mannigfaltigen für ausreichend, die<br />

allgemeine Bedingung so zu formulieren, daß auch die Zeit, die in der<br />

empirischen Vorstellung enthalten ist, als gleichartig apperzipiert werden<br />

kann. 394 Die mit der logischen Regel des sukzessiv Veränderlichen<br />

verbundene Voraussetzung, daß Erscheinungen sich auf Gegenstände zu<br />

beziehen haben, garantiert in dieser Allgemeinheit die Erfüllbarkeit der<br />

»reinen Begriffe a priori«, auch wenn damit keine dynamischen<br />

Verhältnisprädikte selbst mit eingehen.<br />

b) Intellektualität versus Anschauung<br />

I.<br />

Es ist kein Zufall, daß Kant für die vermeintliche Demonstration des<br />

Objektes als Gegenstand der Erfahrung in § 18 zuerst ein Beispiel der<br />

Anwendung geometrischer Erkenntnisse auf einen sinnlich gegebenen<br />

393 »Denn da haben wir gesehen, daß Begriffe ganz unmöglich sind, noch irgend eine<br />

Bedeutung haben können, wo nicht, entweder ihnen selbst, oder wenigstens den<br />

Elementen, daraus sie bestehen, ein Gegenstand gegeben ist, mithin auf Dinge an<br />

sich (ohne Rücksicht, ob und wie sie uns gegeben werden mögen) gar nicht gehen<br />

können; daß ferner die einzige Art, wie uns Gegenstände gegeben werden, die<br />

Modifikation unserer Sinnlichkeit sei; endlich, daß reine Begriffe a priori, außer der<br />

Funktion des Verstandes in der Kategorie, noch formale Bedingungen der<br />

Sinnlichkeit (namentlich des inneren Sinnes) a priori enthalten müssen, welche die<br />

allgemeine Bedingung enthalten, unter der die Kategorie allein auf irgend einen<br />

Gegenstand angewandt werden kann.« (B 178 f./A 139 f.)<br />

394 Vgl. Die Zeitbedingung der Wahrheit. Damit gäbe es ein weiteres Motiv für den<br />

erweiterten Gebrauches des Terminus »Verknüpfung«. Die allgemeine Bedingung<br />

der Verknüpfung muß schon ein Erfahrungsbegriff sein, auch wenn dieser kein<br />

dynamisches Prinzip ausdrückt.

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