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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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— 476 —<br />

Anschauung im untersuchten und eingangs gegebenen Zitat ist gemäß der<br />

Unterscheidung von formaler und reiner Anschauung ein weiterer, an<br />

Deutlichkeit kaum mehr zu überbietender Hinweis auf die Reihenfolge der<br />

Konstitution, da die Erörterungen der reinen Anschauung immer schon<br />

geometrische, also räumliche und begriffliche Verhältnisse betreffen. 388<br />

Allerdings wird hier der Terminus »Verknüpfung« nicht rein im Sinne der<br />

Definitionen von compositio und nexus gebraucht. Die Schwierigkeit der<br />

Bestimmung der Grenzen der Bedeutung von compositio<br />

(Zusammensetzung) und nexus (Verknüpfung) vor dem Hintergrund der<br />

»vermittelnden Vorstellung« (dem Schema) hat zweierlei Gründe: Erstens,<br />

daß auch für die Bestimmung der Verknüpfung im Sinne des nexus die<br />

Konstitution der Erscheinungen als Zusammensetzung der Vorstellungen<br />

der Anschauung (compositio ) vorausgesetzt ist. Aber auch zweitens, weil<br />

— und das ist hier der eigentliche Grund — die Verstandeshandlung, die<br />

erst die Sukzessivität des inneren Sinnes bestimmt, die Sukzession der<br />

Erscheinungen nicht bloß als Wechsel der Erscheinungen des empirischen<br />

Bewußtseins betrachten kann und die logische Definition der Zeit (als<br />

Verknüpfung der kontradiktorischen Gegensätze wechselnder Prädikate)<br />

die Erscheinungen schon kategorial auf Gegenstände bezieht, obwohl sie<br />

noch keine dynamische Bestimmung besitzt. Die nicht-dynamische<br />

kategoriale Bestimmbarkeit der logischen Verbindung wechselnder<br />

Erscheinungen mittels Gegensätze gegenüber der Freiheit der Spontaneität<br />

ist also der eigentliche Grund, weshalb Kant hier den Inhalt des Terminus<br />

»Verknüpfung« weiter als in der compositio (weil bloß, aber doch die<br />

Beharrlichkeit der Substanz bestimmend), aber enger als im nexus (weil<br />

nicht die dynamische Kategorie bestimmend) faßt. 389<br />

388 Vgl. den ersten Abschnitt, 2, Die reine Anschauung ist das Produkt der<br />

Einbildungskraft in der Konstruktion aus Begriffen, die formale Anschauung das<br />

Produkt der Einbildungskraft in der reproduktiven Funktion, sei es in der Synthesis<br />

der Rekognition im Begriff auf eine Größe gebracht (A 103) oder nicht.<br />

389 Refl. 4041., „Zufällig ist, dessen Gegenteil an seiner Stelle möglich ist. Veränderlich:<br />

das in Verknüpfung mit seinem Gegenteil möglich ist.“ Allerdings beansprucht Kant<br />

an anderer Stelle schon für den Gebrauch des Begriffes »Zusammensetzung« eine<br />

vorkategoriale Bedeutung: „Der Begriff des Zusammengesetzten überhaupt ist keine<br />

besondere Kategorie, sondern in allen Kategorien (als synthetische Einheit der<br />

Apperzeption) enthalten. Das Zusammengesetzte nämlich kann, als ein solches,<br />

nicht angeschaut werden; sondern der Begriff oder das Bewußtsein des<br />

Zusammengesetzens (einer Funktion die allen Kategorien als synthetische Einheit<br />

der Apperzeption zum Grunde liegt) muß vorhergehen (...).“ Brief an Tieftrunk vom<br />

11.12.1797, AA XII, p. 222. Die Verknüpfung ist also eine Bestimmung der modalen<br />

Kategorie, reicht aber nicht zu, um die dynamische Kategorie zu bestimmen.

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