DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...
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»Zuerst ist hierbei anzumerken: daß die Idee der absoluten Totalität nichts<br />
anderes, als die Exposition der Erscheinungen, betreffe, mithin nicht den<br />
reinen Verstandesbegriff von einem Ganzen der Dinge überhaupt.« 259<br />
»Die Ideen, mit denen wir uns jetzt beschäftigen, habe ich oben<br />
kosmologische Ideen genannt, teils darum, weil unter Welt der Inbegriff<br />
aller Erscheinungen verstanden wird, und unsere Ideen auch nur auf das<br />
Unbedingte unter den Erscheinungen gerichtet sind, teils auch, weil das<br />
Wort Welt, im transzendentalen Verstande, die absolute Totalität des<br />
Inbegriffs existierender Dinge bedeutet, und wir auf die Vollständigkeit<br />
der Synthesis (wiewohl nur eigentlich im Regressus zu den Bedingungen)<br />
allein unser Augenmerk richten.« 260<br />
Die absolute Totalität des Inbegriffs ist also erstens nicht der Inbegriff aller<br />
Prädikate eines Dinges sondern ein Inbegriff aller existierender Dinge,<br />
zweitens bedeutet dieser Inbegriff im transzendentalen Verstand nur die<br />
Vollständigkeit der Synthesis im Regressus. Gleich in welcher Alternative<br />
der Antinomien die Lösung auch erwartet wird, es bleibt der Gegenstand<br />
der Aufmerksamkeit die Ganzheit der als Vergangenheit gesetzten Zeit. —<br />
Die »Exposition der Erscheinungen« unter Verstandesbegriffe zu<br />
bekommen soll aber die Aufgabe der Kategorien sein Das macht für den<br />
Gang dieser Untersuchung die Wesentlichkeit der kosmologischen Ideen<br />
aus. Die kosmologischen Ideen, deren Antinomien von Kant anschließend<br />
aufgestellt werden, haben die Eigentümlichkeit, daß sie gleich auf eine<br />
Weise eingeführt werden, die alle mögliche Kritik eines transzendentalen<br />
Scheines vorwegnimmt (eben die Einschränkung der Totalität auf die<br />
regressive Synthesis), während Kant in den Paralogismen wie im<br />
prototypon transcendentale den dialektischen Schein und seine immanente<br />
Notwendigkeit vor der Kritik vorstellt. Allerdings zeigt ein Blick auf die<br />
Antinomien selbst, daß dort Kant die Progression nicht völlig ausschließen<br />
kann.<br />
Eine weitere Eigentümlichkeit ist in der Exposition der Antinomie (Die<br />
Antinomie der reinen Vernunft) zu finden. Die Einteilung der<br />
dialektischen Vernunftschlüsse wird dort noch logisch vorgenommen: Die<br />
kategorischen Vernunftschlüsse gehen auf »die unbedingte Einheit der<br />
subjektiven Bedingungen aller Vorstellungen überhaupt«, die<br />
259 B 443/A 416<br />
260 B 447/A 418